Klein – Auheim – (grü)
Die Nase mit dem roten Farbtupfer, und dem fein
geschwungener schwarzer Strich darunter, der an die Schnurbärte der Jahrhundertwende
erinnert, lassen unschwer erahnen – Bernardo (8) ist Clown. Seit Donnerstag
gastiert der Zirkus Americano auf dem Festplatz am Main. Neben Bernardo werden
auch noch sein Bruder Jason (15) und Ramon (12) auftreten, und natürlich Vater
und Mutter, kurz die ganze Familie, denn der Zirkus ist ein
Familienunternehmen.
Seit sieben Generationen, wie Jessica Köllner, die mit
einer Taubennummer in der Manege zu sehen sein wird, versichert. Bernardo, als Jüngster
der Familien darf als Zauberclown ran und für die Reprise, kleine
Zwischennummern vor den nächsten, größeren Kunststücken. Und so darf er auch mal ein kleines Lasso drehen, während
der Vater und Jason gewagtere Seiltricks zeigen oder das Shetlandpony Zorro über
ein Hindernis springen lassen. Sein Herz aber gehört der Zauberei. „Ich will
nach Las Vegas“, sagt er. Von seinem
Taschengeld kauft er sich Tricks, die er dann einübt. Mit dem Blumen herbeizaubern
klappt es jedenfalls schon mal, genauso wie farbige Seiten in ein zuvor leeres
Malbuch und mit einer magischen Box kann
Bernardo Geld erscheinen lassen. „Das ist mein bester Trick“, sagt er. „Zu schön, wenn es auch in der Wirklichkeit
klappen würde“, sagt Mutter Jessica, denn die kleinen Familienzirkusse haben es
nicht leicht. Nicht allein, dass es schwierig ist einen geeigneten Standplatz
für Zelt und Wagen zu bekommen, mitunter müssen wir bis zu 1000 Bewerbungen zu
den Gemeinden schicken, so Jessica Köllner, sondern auch weil nur rund 30
Zuschauer den Weg ins große Zelt fanden. Dabei haben die Artisten alles
gegeben. Eine Pferdegruppe mit sechs gescheckten Pintos drehte kunstvoll ihre
Volten, ein Lama, das nicht gespuckt hat, obwohl es das sicher gekonnt hätte, sprang
über Hindernisse, Vater Jürgen ließ die Bullenpeitsche knallen und warf
zielgenau mit Messern, Jason jonglierte im Hochgeschwindigkeitsrausch mit
Keulen, Ringen und Messern und Mutter Jessica ließ unter dem Applaus der
Zuschauer die Tauben steigen.
Am Montag heißt es dann für die Köllners: Weiterreisen zur
nächsten Station. Die heißt Steinau. Bernardo wird dann in die dortige Schule
gehen. Zumindest solange der Zirkus vor Ort ist. Und nur ein paar Sägespäne
werden auf dem Festplatz am Main davon erzählen, dass hier noch vor kurzer Zeit Pferde durch eine Manege galoppiert
sind.
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