Offenbach - (Matthias Grünewald) Sauber und klar läuft das Wasser
aus dem Hahn in der Küche. Die Toilettenspülung funktioniert einwandfrei und
auch das Badewasser hat Trinkwasserqualität. Offenbachs Wasser ist einwandfrei.
„Unser Trinkwasser hat beste Qualität“, bestätigt Martin Ochs von der Energie
Versorgung Offenbach (EVO) die das Wasser vom Zweckverband (ZWO) bezieht. Jährlich
werden beim ZWO rund 3500 Proben aus über 150 Trinkbrunnen entnommen und auf
Rückstände kontrolliert. Ein hoher Standard, der Wasser zum am besten
kontrollierten Lebensmittel macht.
Zusätze von Chlor gibt es beim Offenbacher
Wasser nicht. Paradiesische Zustände also? Zumindest in diesem Teil der Welt
scheint alles in Ordnung, auch wenn Wasserwerker in der Vergangenheit über die
hohe Bodenversiegelung, oder die steigende Belastung chlorierter Kohlenwasserstoffe
der Industrie, Nitratgrenzwerte, Pestizideinleitungen der Landwirtschaft und
Arzneimittelbelastungen klagten. „Die Grenzwerte werden eingehalten und regelmäßig
auf der Homepage des ZWO veröffentlicht“, sagt Michael Jung, Pressesprecher des
Zweckverbandes. Gleiches gelte für chlorierte Kohlenwasserstoffe und alle
anderen Belastungsfaktoren und auch die Medikamentenbelastung habe man im
Griff. Hinweise hierzu lägen nicht vor.
118 Liter des kostbaren Guts verbrauchte
ein Einwohner Offenbachs im vergangenen Jahr täglich, so die Statistik, die
damit im bundesweiten Vergleich (125 l)
einen leichten Rückgang verzeichnet. In weiten Teilen Afrikas jedoch müssen die
Menschen mit weniger als 20 Litern pro Tag
auskommen. Noch immer ist Wasser
in unseren Breiten keine Mangelware, und doch ruft die UN jährlich den
Weltwassertag aus, der immer zum 22. März auf die kostbare Ressource Wasser und
unseren Umgang damit aufmerksam machen soll. Denn weltweit haben laut WHO Report,
trotz vieler Verbesserungen, rund 780 Millionen Menschen keinen Zugang zu
sauberem Trinkwasser.
In Äthiopien etwa herrscht
chronische Wasserknappheit. Die kleine Regenzeit im April droht auszufallen,
wie schon so oft. In Sodo, einem kleinen Dorf zwei Autostunden von Addis Abeba
entfernt, möchte die Welthungerhilfe
zeigen, dass Hunger trotzdem überwindbar ist und eine sichere
Wasserversorgung gewährleistet werden kann. Seit einigen Jahren gibt es hier
Brunnen mit sauberem Wasser, die von der Welthungerhilfe und ihren
Partnerorganisationen gebaut wurden. Vorher mussten die Einwohner Wasser am
Fluß holen. „Drei Stunden brauchte ich für den Weg“, erzählt Urgu (26) auf dem
sie ihre Kinder begleiteten. „Ein Brunnen im Dorf ist daher schon ein großer
Fortschritt“, ergänzt ihr Mann Dereje (29). Durchfallerkrankungen durch
keimbelastetes Wasser gab es damals häufig. Das ist nun vorbei, zumindest in
Sodo. Und die Kinder gehen nun in die Schule.
. „Unsauberes Wasser hält Menschen in Armut und macht sie krank“, sagt
Stephan Simon, Fachreferent und Wasserexperte der Welthungerhilfe Deutschland.
„80 Prozent aller Krankheiten in den Entwicklungsländern sind auf schlechte
Wasserversorgung zurückzuführen“. 2,4 Millionen Menschen sterben jährlich durch
verunreinigtes Wasser, davon täglich 4000 Kinder. Erschreckende Zahlen. Mit Brunnen bohren allein sei es
jedoch nicht getan, denn häufig verunreinigt das Wasser aufgrund
schlechter hygienischer Verhältnisse in den Haushalten. In Simbabwe kam es so
2009 zu einer Coleraepidemie an der 130 Tausend Menschen erkrankten. Durch den
Zusammenschluss mehrerer vor Ort tätiger Hilfsorganisationen habe man die
maroden Wasserleitungen sanieren können und ein Gesundheitssystem aufgebaut,
das schnelle Hilfe leisten kann. In Sodo wollen die Helfer mit einer Kampagne
den Dorfbewohnern den Zusammenhang zwischen fehlender Hygiene und daraus
folgenden Krankheiten deutlich machen. Der Toilettengang in freiem Gelände gehört für
Dereje und Urgu der Vergangenheit an.
Jede Familie hat nun auf ihren Feldern Toiletten, einfache, mit Sogrumgras vor
fremden Blicken geschützte Erdlöcher. So werden die lästigen Fliegen abgehalten
und das Ausschwemmen der Fäkalkeime ins Grundwasser verhindert. „Dadurch bleibt
meine Familie gesund“, weiß Bauer Dereje.
„Erfolge“, so Simon, „gibt es allerdings
nur bei Zusammenarbeit“. Und: „Nur so werden wir die fatalen Zusammenhänge
zwischen Wassermangel, Hunger und Armut bekämpfen können.“ In Sodo ist man hier
schon ein gutes Stück vorangekommen, auch wenn die Wasserleitung bis in den
heimischen Hof noch ein Traum ist.
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