Freitag, 17. April 2015

Kostbares Wasser



Offenbach - (Matthias Grünewald) Sauber und klar läuft das Wasser aus dem Hahn in der Küche. Die Toilettenspülung funktioniert einwandfrei und auch das Badewasser hat Trinkwasserqualität. Offenbachs Wasser ist einwandfrei. „Unser Trinkwasser hat beste Qualität“, bestätigt Martin Ochs von der Energie Versorgung Offenbach (EVO) die das Wasser vom Zweckverband (ZWO) bezieht. Jährlich werden beim ZWO rund 3500 Proben aus über 150 Trinkbrunnen entnommen und auf Rückstände kontrolliert. Ein hoher Standard, der Wasser zum am besten kontrollierten Lebensmittel macht.

Zusätze von Chlor gibt es beim Offenbacher Wasser nicht. Paradiesische Zustände also? Zumindest in diesem Teil der Welt scheint alles in Ordnung, auch wenn  Wasserwerker in der Vergangenheit über die hohe Bodenversiegelung, oder die steigende Belastung chlorierter Kohlenwasserstoffe der Industrie, Nitratgrenzwerte, Pestizideinleitungen der Landwirtschaft und Arzneimittelbelastungen klagten. „Die Grenzwerte werden eingehalten und regelmäßig auf der Homepage des ZWO veröffentlicht“, sagt Michael Jung, Pressesprecher des Zweckverbandes. Gleiches gelte für chlorierte Kohlenwasserstoffe und alle anderen Belastungsfaktoren und auch die Medikamentenbelastung habe man im Griff.  Hinweise hierzu lägen nicht vor.
118 Liter des kostbaren Guts verbrauchte ein Einwohner Offenbachs im vergangenen Jahr täglich, so die Statistik, die damit  im bundesweiten Vergleich (125 l) einen leichten Rückgang verzeichnet. In weiten Teilen Afrikas jedoch müssen die Menschen mit weniger als 20 Litern pro Tag  auskommen. Noch immer  ist Wasser in unseren Breiten keine Mangelware, und doch ruft die UN jährlich den Weltwassertag aus, der immer zum 22. März auf die kostbare Ressource Wasser und unseren Umgang damit aufmerksam machen soll. Denn weltweit haben laut WHO Report, trotz vieler Verbesserungen, rund 780 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
In Äthiopien etwa herrscht chronische Wasserknappheit. Die kleine Regenzeit im April droht auszufallen, wie schon so oft. In Sodo, einem kleinen Dorf zwei Autostunden von Addis Abeba entfernt, möchte die Welthungerhilfe  zeigen, dass Hunger trotzdem überwindbar ist und eine sichere Wasserversorgung gewährleistet werden kann. Seit einigen Jahren gibt es hier Brunnen mit sauberem Wasser, die von der Welthungerhilfe und ihren Partnerorganisationen gebaut wurden. Vorher mussten die Einwohner Wasser am Fluß holen. „Drei Stunden brauchte ich für den Weg“, erzählt Urgu (26) auf dem sie ihre Kinder begleiteten. „Ein Brunnen im Dorf ist daher schon ein großer Fortschritt“, ergänzt ihr Mann Dereje (29). Durchfallerkrankungen durch keimbelastetes Wasser gab es damals häufig. Das ist nun vorbei, zumindest in Sodo. Und die Kinder gehen nun in die Schule.
. „Unsauberes Wasser  hält Menschen in Armut und macht sie krank“, sagt Stephan Simon, Fachreferent und Wasserexperte der Welthungerhilfe Deutschland. „80 Prozent aller Krankheiten in den Entwicklungsländern sind auf schlechte Wasserversorgung zurückzuführen“. 2,4 Millionen Menschen sterben jährlich durch verunreinigtes Wasser, davon täglich 4000 Kinder. Erschreckende Zahlen.  Mit Brunnen bohren allein  sei es  jedoch nicht getan, denn häufig verunreinigt das Wasser aufgrund schlechter hygienischer Verhältnisse in den Haushalten. In Simbabwe kam es so 2009 zu einer Coleraepidemie an der 130 Tausend Menschen erkrankten. Durch den Zusammenschluss mehrerer vor Ort tätiger Hilfsorganisationen habe man die maroden Wasserleitungen sanieren können und ein Gesundheitssystem aufgebaut, das schnelle Hilfe leisten kann. In Sodo wollen die Helfer mit einer Kampagne den Dorfbewohnern den Zusammenhang zwischen fehlender Hygiene und daraus folgenden Krankheiten deutlich machen.   Der Toilettengang in freiem Gelände gehört für Dereje und  Urgu der Vergangenheit an. Jede Familie hat nun auf ihren Feldern Toiletten, einfache, mit Sogrumgras vor fremden Blicken geschützte Erdlöcher. So werden die lästigen Fliegen abgehalten und das Ausschwemmen der Fäkalkeime ins Grundwasser verhindert. „Dadurch bleibt meine Familie gesund“, weiß Bauer Dereje.  
„Erfolge“, so Simon, „gibt es allerdings nur bei Zusammenarbeit“. Und: „Nur so werden wir die fatalen Zusammenhänge zwischen Wassermangel, Hunger und Armut bekämpfen können.“ In Sodo ist man hier schon ein gutes Stück vorangekommen, auch wenn die Wasserleitung bis in den heimischen Hof noch ein Traum ist.



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