Hanau. „Von Feldbahnen und Kasernenbauten“ heißt das neue
Buch von Jens Arndt, in dem der Forscher zur Miltärgeschichte im Hanauer
Geschichtsverein seit über zwei Jahrzehnte währende Recherchen über diesen
bislang kaum näher beleuchteten Geschichtsabschnitt in der Stadt verarbeitet
hat. In der Aula der Gebeschusschule stellte Arndt am vergangenen Mittwoch sein
Buch vor, rund 100 interessierte Gäste waren gekommen, um dem Autor bei seinen
Ausführungen zu Hanaus 2000jähriger Militärgeschichte zu folgen und
anschließend das neue Werk zu begutachten. „Zu dieser Publikation ist nur zu
gratulieren,“ so Martin Hoppe, Vorsitzender des Hanauer Geschichtsvereins. Denn
„Inhalt, Layout und Druck verschmelzen zu einem Großen Ganzen“ bei dem 192
Seiten starken Buch mit über 320 Bildern, Plänen und Zeichnungen.
Ein „wichtiges und ganz prägendes Kapitel“ der Hanauer
Stadgeschichte werde hier aufgeblättert, unterstrich Hoppe. Und das war nicht
so einfach. Denn als Jens Arndt im Stadtarchiv um Quellen nachgefragt habe, sei
ihm beschieden worden, dass da wohl nichts vorhanden sei. Außer in Artikeln des
Hanauer Anzeiger. Und die pflügte Arndt auf der Suche nach Anhaltspunkten durch. Ein halbes Jahr
lang, „Tag für Tag.“ Und Jens Arndt wurde fündig, konnte in anderen Archiven
sein Wissen ergänzen und erstellte ein profundes Werk über ein wirklich
prägendes Kapitel Hanauer Stadtgeschichte im Lamboygebiet. Denn als die
Eisenbahtruppen im Jahr 1910 kamen, war die Lamboystraße nichts weiter „als ein
mehr oder weniger befestigter Feldweg,“ so Arndt. Zur größten Garnison für
Eisenbahntruppen in Europa hat sich Hanau entwickelt, als 1913 die 2. Eisenbahn
Brigade in Hanau stationiert wurde. Und Hanau war zu dieser Zeit der größte kommunale
Bauträger in Deutschland, der auf eigene Kosten gleich drei Kasernen baute ,
Depotanlagen und Übungsplätze errichtet hat, und diese dann dem Militär
gewinnbringend verpachtete. Alles gegründet auf die Tatsache, dass der damalige
Hanauer Oberbürgermeister Dr. Eugen Gebeschus Ja zur Ansiedlung der
Eisenbahntruppen gesagt hatte und einen unvergleichlichen Aufschwung der
Hanauer Bauindustrie einleitete. Denn das Erbauen der Kasernen war Hanauer
Unternehmen vorbehalten. „Mit diesem Ja fing alles an,“ so Arndt, der darauf
hinwies, dass es ohne diese Entscheidung heute wohl weder Fachmarktzentrum
Kinzigbogen, noch Campo Pond oder andere Einrichtungen in diesen Bereichen der
Stadt geben würde.
Arndt widmet sich in seinem „Historiengemälde“ der Zeit
zwischen 1907 und 1919. In der Zeit von 1914 bis 1918 sind in Hanau weit über
120000 Eisenbahnpioniere ausgebildet worden, weiß der Autor aus seinen
Recherchen. Im Laufe der Kreigsjahre sind in Hanau 3700 Feldbahnlokomotiven,
280 Tender, 58000 Feldbahnwagen, 55 Motordraiisinen, über 10000 Kilometer Gleise, 50000 Weichen und 2.5
Millionen hölzerne Eisenbahnschwellen eingetroffen und an die Kriegsfronten
weitergeleitet worden. Zahlen, die die Bedeutung des Standortes der Eisenbahntruppen
in Hanau unterstreichen.
„Von Feldbahnen und Kasernenbauten“ von Jens Arndt ist ab
sofort zum Preis von 29 Euro im Cafe Schien in der Nußallee oder in der
Buchhandlung „Bücher bei Dausien“ in der Salzstraße erhältlich. Auch über das
Internet ist das Werk unter der Adresse hanauer-militaergeschichte@arcor.de
zu bezihen. dk
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