Großauheim – (grü) Liebliche
Blumenranken zieren die Haut der
Bahnhofsschönheit und die mächtige Oberweite spricht eine eindeutige Sprache.
Das Bild stammt von Ullrich Mattner, ehemals Fotograf der FAZ Rhein Main
Zeitung, der 2009 ins Frankfurter Bahnhofsviertel zog, um, wie er sagt, hier zu
fotografieren. Jenem Viertel, das zu den verrufensten der Republik zählt, und
doch eine ganz eigene Faszination ausstrahlt. „Nirgendwo sind die Gegensätze
von Geld und Armut so nah beieinander“, sagt Mattner. Portraits der Menschen, die dieses Viertel
prägen, sind nun in einer Ausstellung in der Fototreppe 42 zu sehen. Mitglieder
der
Rockergruppe Hells Angels mit martialischen Ganzkörpertattoos sind hier
vertreten, der Wirtschafter eines Bordellbetriebes mit beeindruckendem
Bizepsumfang – und Tattoo – , der Besitzer einer Currybude, oder pralle Hintern
auf einem Barhocker - ohne
Tätowierung. Dazu Bilder aus dem
Innenleben eines Puffs, der mit seinen gekachelten Wänden, mitunter an die Kälte
einer Fleischerhalle erinnert: Daneben eine Stripteasetänzerin an der Polestange.
Unter den Blicken eines einzelnen männlichen Bewunderers scheint sie sich im
Dampf der Nebelmaschine aufzulösen. Es sind intime Momente die Mattner
festhält, ohne aufdringlich zu sein. „Auf einige der Bilder musste ich vier
Jahre warten, bis ich sie machen durfte“, schildert Mattner den Prozess der
Vertrauensbildung mit seinen Fotomodellen. Dass Mattner sein Viertel und die
Menschen die es ausmachen ins Herz geschlossen hat, ist auf jedem der Bilder
spürbar. Mittlerweile bietet Mattner auch Führungen durch das Geviert von Elbe-
und Moselstraße an. Rundgänge durchs Rotlichtviertel nur für Frauen mit der
Möglichkeit zum Gespräch mit dem Wirtschafter. Der erklärt dann, wie das Leben
in einem Puff zu vor sich geht. Oder eine Tour durch das unbekannte
Bahnhofsviertel. Denn die markanten Straßenzüge bieten weit mehr als
Prostitution und Drogenelend. Im Hinterhof der Kaiserstraße steht so der Besuch
eines Modelabels auf dem Programm, die Besichtigung des Freimaurertempels oder
Frankfurts ältestes Musikgeschäft in denen sich die Größen der Zunft die
Türklinke in die Hand geben.
Die Ausstellung im Rahmen der
Großauheimer Kunstansichten ist noch bis 9. August zu sehen. Öffnungszeiten Sa
– So zwischen 15 und 18 Uhr, oder nach telefonischer Vereinbarung.
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