Frankfurt – (grü) Jean (alle
Namen geändert) kommt aus Guinea in Westafrika. Durch die Ebola Katastrophe hat
er einen Großteil seiner Familie verloren. Die Hoffnung auf ein besseres Leben
brachte ihn nach Deutschland. Seit einigen Monaten hat er eine neue Bleibe im
Kolpinghaus in Frankfurt, eine Ersteinrichtung für unbegleitete minderjährige
Flüchtlinge, gefunden. Die Klein – Auheimer Kolpingsfamilie, als Teil des
katholischen Sozialverbandes, zeigt hier Engagement für die Belange der
Schwächsten und hat gemeinsam mit dem Jugendberufshilfeträger Gesellschaft für
Jugendbeschäftigung (gjb) einen Parcour entwickelt, der jungen Flüchtlingen
eine erste berufliche Orientierung anbieten will. Sieben Stationen präsentieren
die ehrenamtlichen Helfer um Stefan Imgram. Jede Station steht für ein
Berufsfeld oder ganz spezifische Fertigkeiten. Räumliches Denken fordert die
Station, an der Würfel aus einer Schablone geschnitten und zusammengeklebt
werden. Kreativität ist bei der Gestaltung einer Kerze verlangt, handwerkliches
Geschick beim Biegen von Draht nach einem vorgegebenen Modell oder der Installation
einer Elektroverbindung, feinmotorische Koordination wird beim Knopf annähen
gefordert. Eine Aufgabe, die alle teilnehmenden Jungs, mit Bravour lösen. „Wir
haben das auch schon zu Hause in Afghanistan gemacht“, erklärt Raschid stellvertretend für die Gruppe. Gab es ein
Loch in der Jacke zu flicken oder eben einen Knopf anzunähen, dann hat uns die
Mutter das Nähzeug gegeben mit der Aufforderung unsere Sachen zu reparieren.
Auch das Waschen der Kleidung gehörte dazu.“ Alle Aufgaben können ohne große
Deutschkenntnisse bewältigt werden. „Das war uns wichtig“, sagt Anita Lemaile,
Projektleiterin der gjb, denn viele der Flüchtlinge sind erst seit kurzer Zeit
in Deutschland. Und auch für die pädagogische Leiterin der Einrichtung ist der
Berufeparcour ein wichtiger und dringend notwendiger Baustein. „Es geht vor
allem darum, den jungen Menschen ein Angebot zu machen, mit dem sie ihrem Leben
eine Richtung geben können. Während wir, die wir in Deutschland aufgewachsen
sind, sehr viel länger Zeit hatten, um festzustellen welche Fähigkeiten in uns
schlummern, müssen die jungen Flüchtlinge nun in kürzester Zeit herausfinden
was sie wollen und was sie können“. Eine Sichtweise die auch Kemal aus Gambia teilt. „Wir kennen das alles ja nicht“, sagt er.
Sein Berufswunsch: Ingenieur oder Arzt. „Mitunter sind die selbst gesteckten
Ziele sehr hoch, sagt Lemaile. Ob diese erreichbar sind, gilt es in weiteren
Schritten herauszufinden“. Dass die Motivation der Teilnehmer hoch ist, kann
auch die Kolpingsfamilie bestätigen. Diese sind nicht nur vom großen Interesse
der Jugendlichen begeistert, sondern auch von der großen Höflichkeit und
Freundlichkeit mit der sie den Betreuern begegneten. „Damit haben sie unsere
Herzen geöffnet“, sagt Stefan Imgram. Den Parcour bietet die Kolpingsfamilie
auch für Hanauer Institutionen an. Interessenten und Organisationen können sich
hier an die Pfarrgemeinde St. Peter und Paul in Klein – Auheim wenden.
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