Samstag, 5. September 2015

Wenn Arme und Beine gebrochen sind hilft der Doktor - oder die Puppendoktoren



Hanau – (grü) Sorgfältig eingewickelt in ein großes Tuch oder sicher verstaut in einer Tragetasche bringen sie ihre Schätze ins Puppenmuseum zur Begutachtung. Puppenliebhaber, deren Lieblinge im Laufe der Jahre Blessuren erlitten haben und nun auf  Reparaturen hoffen. Einmal im Monat bietet das Puppenmuseum Beratungen durch die Puppendoktoren an und sie versprechen Linderung – zumindest für die meißten Fälle.

Gabriele Wiebel ist Puppendoktorin und Restauratorin des hessischen Puppenmuseum und hilft gemeinsam mit ihrem Mann Joachim bei der Wiederherstellung verlorener Arme, gerissener Gummis oder abgebrochener Puppenfinger. „Anfang der 1980er Jahre habe ich Kurse für die Restaurierung von Puppen belegt“, erzählt sie. „Durch probieren habe ich dann weiteres dazugelernt“. Heute ist sie spezialisiert auf Celluloidpuppen, die überwiegend zwischen 1910 und 1950 hergestellt wurden. Und die haben es in sich. Denn wie im vor ihr liegenden Modell Bärbel, wurden in jener Zeit Kampfer und Aceton als Weichmacher verwendet. Da dieser ausdünstet, wird das Material mit der Zeit spröde und bricht. „Heute würde ich keine Puppe mehr  aus Celluloid kaufen, zumindest dann nicht wenn ich damit spielen will. Denn sonst werden sie zum Dauerpatienten“, sagt Wiebel. Für Puppenliebhaberin Brigitte Walke aus Petterweil,  sind die Blessuren ihres Lieblings ganz anderer Natur. „Ich habe sie so geliebt, dass ich sie auch gebadet habe“.  „Schade“, sagt die Restauratorin, denn das gute Stück ist aus Pappmaché gefertigt. Die Auflösungszeichen an Kopf und Körper sind unverkennbar. „Flicken, anziehen und das war´s“, so die kurze Diagnose der Puppendoktorin. Mehr lässt sich nicht mehr machen. „Behalten sie sie in schöner Erinnerung“.  Einige der Besucher beim Puppendoktor fragen  auch nach dem  Wert ihres Lieblings, so Joachim Wiebel. Doch die Zeiten, als mit Puppen auf Versteigerungen große Erlöse erzielt werden konnten, scheinen vorbei. „Viele Museen, die oft in privater Hand waren, lösen ihre Sammlungen auf. Es gibt ein Überangebot an Puppen auf dem Markt. Und die Nachfrage ist gering. „Wer interessiert sich für Puppen?“, fragt die Restauratorin. Die Anforderungen an diese Spielgefährten für die Kinder der heutigen Zeit seien zudem ganz andere. Die müssen vor allem weich und kuschelig und mit vielen Zusatzfunktionen ausgestattet sein. Vorausgesetzt die Kinder der jetzigen Generation spielen überhaupt noch mit Puppen. 

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