Hanau – (grü) Wenn Ruth Aufsfeld
vom Regenwald und seinen Bewohnern
erzählt, bekommt sie leuchtende Augen. „Manchmal kommt es einem so vor, als ob
sich der ganze Wald vor lauter Leben
bewegt“, erzählt Ruth Aufsfeld, Schülerin der Zeichenakademie, die vor dem Beginn ihrer Ausbildung nach Südamerika
aufbrach und dort sieben Jahre lebte.
Es ist
das Grün der Pflanzen was fasziniert ebenso wie die Größe der Blätter,
die dort Dimensionen erreichen wie
hierzulande Autos, erzählt sie. Und auch
die dortigen Regentropfen seien nicht zu
vergleichen mit dem Regen in unseren Breiten. Doch den stärksten Eindruck haben
die dort lebenden Menschen bei ihr hinterlassen.
Als sie nach Ecuador kam, ohne
Sprachkenntnisse, wollte sie eigentlich nur ein Jahr bleiben. Das es
schließlich sieben wurden, liegt auch an
den vielen herzlichen Begegnungen mit
den Einheimischen und der ganz anderen Einstellung zum Leben. „Es ist eine
Gesellschaft die mehr an Gemeinschaft
orientiert ist als bei uns. Die Menschen dort sind so offen wie ihre Häuser.“ Vertrauen wird zudem groß geschrieben. Kein Geländer sichert die Kinder in den auf
Stelzen stehenden, nach allen Seiten offenen, Häusern vor dem Herabstürzen.
Doch Unfälle bleiben aus. „Die Kinder wollen doch auch leben“, so die
Einheimischen zu Sorge der Zugereisten. Gegen
eine Malariaerkrankung half die Medizin der Indios, ganz ohne
Krankenhausaufenthalt. Und wenn es
einmal Hochwasser gab, weil der angrenzende Fluss infolge der starken Regenfälle
anschwoll und die Fluten die Küche überflutete, schwammen Töpfe und Pfannen im
Waser. „Dann mussten wir sie eben wieder einsammeln“, sagt sie mit einem
Lachen. Schuhe hat sie in den letzten drei Jahren keine mehr getragen. In dieser Lebensgemeinschaft an einem verzweigten Nebenarm des Amazonas war
sie auch ohne Geld willkommen. Stattdessen tauschte sie selbstgefertigten
Schmuck oder gab Englischunterricht für die Kinder. Letztlich bot man ihr sogar ein Stück Land an
um zu bleiben. Doch sie ging nach Chile, der Liebe wegen, bevor sie zurück nach
Deutschland kam. Ein Anruf des Großvaters bewegte sie zur Rückkehr.
Der Schmuck Aufsfeld, den sie
gegen einen Zahnarztbesuch, einen Ausflug oder 14 Tage Wohnen tauschte, knüpft
sie nach der Makrameetechnik, die
hierzulande gerne für Blumenampeln verwendet wird .Schon als Kind lernte sie
diese Art der Knüpfens und fertigte damit Freundschaftsbänder. Auf
einer Tour durch Südamerika lernte sie die Artesanos, die Schmuckmacher am
Strand kennen, die auf die gleiche Weise arbeiteten. Die jetzt entstandenen Ketten und Colliers haben
mit den Freundschaftsbändern vergangener Tage allerdings nur noch die Knotentechnik gemeinsam.
Nach Hanau brachte sie einer
jener Zufälle oder Begegnungen von denen es so viele auf ihrer Reise gab. „Ich
will besser werden“, war ihr Antrieb es einmal auf einer staatlichen Schule zu
versuchen. Sie wurde angenommen. An das Leben hier hat sie sich noch nicht ganz gewöhnt.
In geschlossenen Räumen zu sein fällt ihr noch ein wenig schwer.
Allerdings hat sie sich schon ein paar Schuhe besorgt.
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