Hanau – (grü) Mehr als 600
Moscheen in Deutschland öffneten zum bundesweiten „Tag der Moscheen“ ihre
Türen. Auch die Hanauer Gemeinden in der
Gärtnerstraße und Lamboysstraße
beteiligten sich an der Aktion und gaben
so einen Einblick in ihr religiöses Leben.
Der Tag geht auf eine Initiative
des Zentralrats der Muslime zurück und will
Bürgerinnen und Bürger zum Dialog mit den islamischen Gemeinden
einladen. Mit Hausführungen, Infoveranstaltungen sowie Tee
und Kuchen bot die Gemeinde in
der Gärtnerstraße vielfältige Möglichkeiten zum gegenseitigen Kennenlernen. Ein
Angebot, dass von den Besuchern gerne
angenommen wurde. Fragen zur Scharia, den unterschiedlichen Glaubensrichtungen
von Sunniten und Schiiten, oder der Rolle der Frau in der islamischen
Gesellschaft machten deutlich, wie wichtig das gemeinsame Gespräch ist. „Mit
Vorträgen zu „Was ist der Islam?“, oder
dem islamischen Verständnis von Kunst und Kultur, dem Leitthema der
diesjährigen Veranstaltung, bemühten
sich die Organisatoren der Hanauer Gemeinde um Brücken zu ihren christlichen
Nachbarn. Moscheen sind dabei weitaus mehr als nur Gebetshäuser, erläuterte
Abdurrahim Kutlucan, Mitglied des Gemeindevorstands. Neben den großen
Gebetsräumen, die zum Freitagsgebet von bis zu 500 Menschen besucht
werden, finden sich hier auch ein
Jugendclub, ein Cafe, Kindergarten
und Unterrichtsräume für
Schülernachhilfe. Zudem werden Vorträge zu allen Lebensfragen angeboten, ebenso
wie Hilfestellung bei Behördengängen.
Ein wichtiges Arbeitsfeld der Gemeinde ist zudem die Betreuung von
Muslimen, die in Hanauer Krankenhäusern versorgt werden. In Kooperation mit den
ansässigen Kliniken übernehmen die Gemeinden die seelsorgerische und soziale
Krankenbetreuung. Ab Mitte Oktober startet die Gemeinde zudem ein Projekt zur
Sozialberatung. „Viele Muslime fühlen sich in den herkömmlichen sozialen
Beratungsstellen nicht gut aufgehoben“,
sagt Kutlucan, denn der religiöse Aspekt, der einen wichtigen Anteil am Leben der
Muslime habe, fließe nur selten in die Beratung mit ein.
In Hanau leben rund 20 Tausend
Muslime. Den größten Anteil haben Muslime türkischer Herkunft. Sechs Moscheen
gibt es im Stadtgebiet. Drei türkische, zwei arabische und eine Moschee für
Gläubige bosnischer Herkunft.
Das Haus in der Gärtnerstraße
wird bereits seit 40 Jahren als Moschee genutzt, so Kutlucan. Dort wo sich
heutige die Gläubigen zum Gebet versammeln, befand sich vor dem Umbau einst
eine Kegelbahn. Die Moscheen die meist in unscheinbaren Zweckbauten
untergebracht sind, und ihnen so etwas Provisorisches anhaftet, gehen auf die wachsende Zahl muslimischer Gastarbeiter
zurück, die einen Raum zur Ausübung ihres Glaubens suchten. Der Wunsch zur Rückkehr
in das Ursprungsland war immer da, erläutert Kutlucan. Der Neubau von Moscheen,
ausgestattet mit Minaretten und Kuppelbauten, der sich an den großen Vorbildern
der arabischen Welt orientiert, trägt den veränderten Lebensbedingungen der
Muslime Rechnung, die mittlerweile hier eine neue Heimat gefunden haben.
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