Sonntag, 7. April 2013

Überraschende Erkenntnisse


Hanau – (grü) Mit überraschenden Erkenntnissen  und Einblicken  in die Märchenwelt der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm  konnte Prof. Dr. Heinz Rölleke  bei seiner Einstimmung auf die aktuellen Märchen der diesjährigen Märchenfestspielsaison im roten Salon von Schloss Philippsruhe aufwarten. „Einblicke hinter die Dornenhecke“, so denn auch der Titel der Veranstaltung, der die Märchen von „Schneeweißchen und Rosenrot“, „König Drosselbart“, oder „Tischlein deck dich“ aus dem Blickwinkel der aktuellen Märchenforschung betrachtet. Schneeweißchen und Rosenrot, das in diesem Jahr als Musical zur Aufführung kommt, und eines der populärsten Grimmmärchen überhaupt, ist demnach ein Kunstmärchen, das in wesentlichen Teilen von Wilhelm Grimm geschrieben wurde. „Du mit deinen Veränderungen“, soll Jacob seinen Bruder mahnend geschrieben haben, erläutert der Märchenforscher. Zugleich aber seien diese Veränderungen, an Texten die nicht gründlich zu Ende erzählt waren, Grundlage des Welterfolgs der Grimmschen Sammlung. Das Märchen König Drosselbart sieht Rölleke, der Professor für Deutsche Philologie und Volkskunde an der Bergischen Universität - Gesamthochschule Wuppertal ist  und bereits Vorlesungen und Gastvorträge an über 80 Universitäten weltweit hielt, aufgrund des vorherrschenden Frauenbildes kritisch. Duldsam und  sittsam soll die Frau jener Zeit sein und es still ertragen wenn der Vater für sie einen Mann aussucht. Für heutige emanzipierte Frauen undenkbar. Im Jahr 2013 solle man den Text daher mit Vorsicht genießen. Mit Tischlein deck dich kommt ein Märchen zur Aufführung, bei dem das Kleine und Unscheinbare, hier repräsentiert durch den jüngsten Bruder, der als Lohn einen vermeintlich unbedeutenden Knüppel erhält, die Lösung bringt. Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Monarchiekritiker und Dichter der deutschen Nationalhymne habe dieses Märchen besonders gefallen und zu einem eigenen Gedicht inspiriert, weiß Rölleke zu berichten. Für jenen Knüppel aus dem Sack hatte Fallersleben in seinem Gedicht  eine ganz praktische Verwendung: „Ich schaffte Freiheit, Recht und Ruh, und frohes Leben noch dazu beim: Knüppel aus dem Sack!“  Am liebsten schlüge er damit „aufs Lumpenpack“, den  Fürsten und Adelshäuser ein, heißt es, und zwar „ohne Unterlass“.

 

 

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