Samstag, 3. November 2012

Beratungsstelle für Muslime eröffnet


Hanau – (grü)  Rund 20 Tausend Muslime leben in Hanau. Fünf Moscheen kümmern sich um die religiösen Bedürfnisse der Gläubigen. An der Milli Görüs Moschee in der Gärtnerstraße hat man nun zusätzlich eine Beratungsstelle eingerichtet, die sich der Schwierigkeiten des Alltags annimmt. 

 Bei Problemen auf der Arbeitsstelle, mit dem Ehepartner oder Schulproblemen der Kinder will die Beratungsstelle Unterstützung  anbieten.  Dazu zählen auch Hilfestellungen bei familiären Konflikten mit den Kindern.  Das traditionelle Bild einer Konfliktberatung in der Türkei ist: „man hat keine Probleme zu haben. Und wenn es doch welche gibt,  kümmern sich die Alten darum“, sagt Murat Uysal Dipl. Sozialarbeiter und Familienhelfer im Main Kinzig Kreis, der gemeinsam mit der Psychologin Hamide Kutlucan die Beratungsstelle des islamischen Vereins eingerichtet hat. Diesem Modell alter Konfliktbewältigung setzten die Berater, die  hier einmal die Woche ehrenamtlich für Nöte und Sorgen der Muslime zur Verfügung stehen, nun ein neues Modell entgegen, das mehr auf die Lebenswirklichkeit der Menschen hier eingeht. Die Rollenverteilung ist dabei klar. Die Psychologin ist Ansprechpartner für die  Frauen, und der Sozialarbeiter ist für die männlichen Ratsuchenden zuständig. Der Einstieg in die Beratung ist so für das Team leichter.  Außerdem sprechen wir die gleiche Sprache und sind ein Teil der islamischen Gemeinde. Das macht vieles einfacher“, sagt Uysal. Denn noch immer gibt es Berührungsängste der Muslime gegenüber dem hier vorherrschenden System. Zwar bieten auch andere Einrichtungen eine Sozialberatung an, doch fürchten Muslime, das dort ihre Probleme  nicht gut aufgehoben sind. Das Misstrauen sitze vor allem bei der älteren Bevölkerung tief.

Um Wege aus dieser Isolation zu finden, empfiehlt das Beraterteam Teilnahme am Leben, auch wenn dies schwerfalle. Grundlegende Deutschkenntnisse seinen dabei unbedingt erforderlich. Lehrkräften die klagen, dass Eltern türkischer Herkunft nicht zum Elternabend ihrer Kinder erscheinen, rät Uysal, eine Einladung in türkischer Sprache. Das löse viele Verständigungsprobleme. Einen weiteren Grund in der Verweigerung der muslimischen Eltern, zur Teilnahme an sozialen Kontakten mit der hier vorherrschenden Gesellschaft, sieht Uysal auch in der Sorge darin, sich ständig  rechtfertigen zu müssen. Viele fürchten zu allen Problemen innerhalb der islamischen Welt befragt  und Stellung nehmen zu müssen und bleiben daher lieber zu Hause. Letztlich aber seien die Probleme innerhalb der Familie die gleichen. „Da gibt es keinen Unterschied.“

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