Hanau – (grü) Rund 20 Tausend Muslime leben in Hanau. Fünf
Moscheen kümmern sich um die religiösen Bedürfnisse der Gläubigen. An der Milli
Görüs Moschee in der Gärtnerstraße hat man nun zusätzlich eine Beratungsstelle
eingerichtet, die sich der Schwierigkeiten des Alltags annimmt.
Bei Problemen auf der Arbeitsstelle, mit dem
Ehepartner oder Schulproblemen der Kinder will die Beratungsstelle Unterstützung
anbieten. Dazu zählen auch Hilfestellungen bei
familiären Konflikten mit den Kindern. Das traditionelle Bild einer Konfliktberatung
in der Türkei ist: „man hat keine Probleme zu haben. Und wenn es doch welche
gibt, kümmern sich die Alten darum“,
sagt Murat Uysal Dipl. Sozialarbeiter und Familienhelfer im Main Kinzig Kreis,
der gemeinsam mit der Psychologin Hamide Kutlucan die Beratungsstelle des
islamischen Vereins eingerichtet hat. Diesem Modell alter Konfliktbewältigung
setzten die Berater, die hier einmal die
Woche ehrenamtlich für Nöte und Sorgen der Muslime zur Verfügung stehen, nun
ein neues Modell entgegen, das mehr auf die Lebenswirklichkeit der Menschen
hier eingeht. Die Rollenverteilung ist dabei klar. Die Psychologin ist
Ansprechpartner für die Frauen, und der
Sozialarbeiter ist für die männlichen Ratsuchenden zuständig. Der Einstieg in
die Beratung ist so für das Team leichter.
Außerdem sprechen wir die gleiche Sprache und sind ein Teil der
islamischen Gemeinde. Das macht vieles einfacher“, sagt Uysal. Denn noch immer
gibt es Berührungsängste der Muslime gegenüber dem hier vorherrschenden System.
Zwar bieten auch andere Einrichtungen eine Sozialberatung an, doch fürchten
Muslime, das dort ihre Probleme nicht
gut aufgehoben sind. Das Misstrauen sitze vor allem bei der älteren Bevölkerung
tief.
Um Wege aus dieser Isolation zu
finden, empfiehlt das Beraterteam Teilnahme am Leben, auch wenn dies
schwerfalle. Grundlegende Deutschkenntnisse seinen dabei unbedingt
erforderlich. Lehrkräften die klagen, dass Eltern türkischer Herkunft nicht zum
Elternabend ihrer Kinder erscheinen, rät Uysal, eine Einladung in türkischer
Sprache. Das löse viele Verständigungsprobleme. Einen weiteren Grund in der
Verweigerung der muslimischen Eltern, zur Teilnahme an sozialen Kontakten mit
der hier vorherrschenden Gesellschaft, sieht Uysal auch in der Sorge darin,
sich ständig rechtfertigen zu müssen. Viele
fürchten zu allen Problemen innerhalb der islamischen Welt befragt und Stellung nehmen zu müssen und bleiben
daher lieber zu Hause. Letztlich aber seien die Probleme innerhalb der Familie
die gleichen. „Da gibt es keinen Unterschied.“
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