Ursprünglich sollten
die Filme in einem Saal für rund 200 Zuschauer laufen. Doch der Zuspruch war so
groß, dass Kinipolis Betriebsleiter Thorsten Schwab kurzerhand den großen Saal
mit 320 Plätzen zur Verfügung stellte, der dann auch bis auf den letzten Platz
besetzt war.
Die Idee eines Jugendkurzfilmfestivals, die vor eineinhalb Jahren
geboren worden war und langsam mit Hilfe des Jugendbildungswerkes, dem Hanauer
Fachbereich Kultur, dem Kinopolis und weiteren Unterstützern in die Umsetzung
gegangen ist, „war offensichtlich garnicht so falsch,“ sagte Stadtrat Axel
Weiss-Thiel angesichts des großen Interesses zur Eröffnung des Festivals „Jung
und abgedreht“ am Sonntag, bevor die Jury um den Hanauer Filmemacher Daniel
Siebert ihre Entscheidung fällen musste. Die sieben Juroren hatten keine
leichte Aufgabe, die ihrer Meinung nach besten drei Beiträge zu sichten.
Reportagen wechselten im zweistündigen Filmprogramm mit Kurzkrimis,
Zeichentrickfilmen, interessanten Kamerafharten durch die Grimm-Stadt oder
Kurzspielfilmen. Die Zuschauer begegneten dem Spielkonsolenheld Super Mario,
der seinen Weg durch die Hanauer Altstadt macht und dort auf seine Gegner
trifft. Eine witzige Adaption des Konsolenklassikers. In „Hanau Young Painted“
bringt eine die Buntstifte führende
Hand Farbe in die schwarz-weiß aufgenommenen Hanauer Fassaden. In der
Hammerstraße entsteht gar ein vielfarbiges Himmelbett. Bunte Fantasien über die
eigene Stadt, die wohl mehr Farbe vertragen könnte. Für das Mädchen-Hockey-Team
des THC, dem die Kamera vom gemeinsamen Spaghettiessen bis hin auf den
Trainigsplatz folgte, war es der Teamgeist und die Gemeinschaft, die Farbe in
den Alltag bringt. Dennoch, die Jury kürte nach den Aufführungen der Filme
einen Schocker zum Gewinner des Kurzfilmfestivals. „The heels have eyes“ hatte
Christian Raab seinen Streifen betitelt, der die Jury überzeugte. Akribisch
wäscht eine junge Frau ihren Schuh mit dem hohen Absatz unter der Wasserleitung
ab, und geht dann auf ihre nächtliche Jagd, bei der der Schuh mit dem hohen
Absatz zur tödlichen Jagdwaffe wird. Blut und Gewebereste sind es, die in der
Schulsssequenz wieder unter fließendem
Wasser von der Sohle gewaschen werden. Ein makaberer Streifen mit hohem Gruseleffekt,
handwerklich sehr gut gemacht. Ebenso wie der „Pirt-Trip“ von Jasmin Dories.
Hier bringen Drogen, geschnupft und geraucht, Farbe in den grauen Alltag, der
dann aber aufgrund der bunten Halluzinationen auf enem Bahngleis endet. Eine
eindringliche Warnung ohne erhobenen Zeigefinger. „In Hanau bin ich zu Hause“
bekennen Esra Erasian und Seyma Güner in einem Kurzfilm von Christine Erler.
Platz drei für die Reportage, in denen die jungen türkischstämmigen Mädchen
offen ihr Verhältnis zu ihrer Geburtsstadt Hanau klären und erklären. Mit rein
filmischen Mitteln setzten Niklas Sauer, Mirco Heuser und Leon Herche ihre
Hanauer Perspektiven um. Vom Dach der Galeria Kaufhof aus oder aus den oberen
Geschossen der Parkhuser blicken die drei Filmemacher nach unten, fangen im
Zeitraffer die sich bewegenden Bilder auf, vferfremden leicht die Farbe und
spielen mit Schärfe und Unschärfe, sodass die Stadt Hanau wie eine Playmobil
oder Legostadt wirkt. Eine reife filmische Leistung, die mit dem Publikumspreis
honoriert wurde.
Mit Breakedance Aufführungen und Improvisationstheater der Gruppe
„Fast Forward“ aus Marburg im Foyer des Kinopolis wurde die Zeit überbrückt, in
der die Juroren ihre schwere Entscheidung zu fällen hatten, bevor Moderatorin
Dominique Marci zum Höhepunkt des Tages wieder in den Kinosaal rief.
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