Hanau. Bei dem Lehrgang „Prävention im Team,“ kurz
PIT-Hessen, musste am Freitag auch Ingmar Jung, Staatssekretär des Hessischen
Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, bei seinem Besuch an der Hanauer
Tümpelgartenschule in den Rollenspielring und sollte den Versuch unternehmen,
sich gegen einen Angreifer durchzusetzen. Gewaltlos aus der Affäre ziehen, ohne
Schaden zu nehmen. Das war die Aufgabe, die Antigewalttrainer Robert Schäfer in
diesem Lehrgangsblock den Schülerinnen und Schülern einer siebten Klasse
gestellt hatte.
Immer wieder müssen die jungen Leute ersuchen, ihren Weg vom Marktplatz aus zum
Saturn im City-Center zu machen. Mit hundert Euro für ein Weihnachtsgeschenk in
der Tasche. Doch auf dem Weg quer durch den Klassenraum tritt ihnen plötzlich
ein aufdringlicher Fremder gegenüber, spricht sie an, fasst sie an, pöbelt. Die
Rollenspiele dienen dazu, Strategien zu entwickeln, um schadlos aus solchen
Situationen, die täglich vorkommen können, herauszukommen. Garnicht erst in das
„Magnetfeld“ des potentiellen Täters hineingeraten, rät Trainer Schäfer.
Unterhaltungen vermeiden, sicher sein im eigenen Wollen, sein eigentliches Ziel
mit Bestimmtheit verfolgen und sich nicht ablenken lassen. Kleine Lekktionen,
die in der Summe der verschiedenen Lernphasen Sicherheit geben. Das bestätigen
auch Schülerinnen und Schüler, die das umfangreiche Präventionsprogramm bereits
absolviert haben. Sie fühlen sich selbstbewusster draußen, sagen sie, weil sie
durch die Präventionslehrgänge auf solche Begegnungen vorbereitet sind. Die
„Prävention im Team“ ist eine Inititiative des Landes Hessen in Zusammenarbeit
mit der Polizei, den Schulen und der Jugendhilfe. Eine Ressortübergreifende
Vorbeugungsarbeit, von der sich alle Beteiligten große Nachhaltigkeit
versprechen. Alleine im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums
Südosthessen, zu dem Offench und Hanau gehören, nutzen 18 Schulen das Angebot.
Das ist überdurchschnittlich in Hessen, so Polziepressesprecher Henry Faltin.
Staatssekretär Ingmar Jung konnte sich bei seinem Besuch in
der Tümpelgartenschule auch davon überzeugen, dass die Sensibilisierung für
Situationen, die in gewalttätige Auseinandersetzuungen münden können, noch
weiter reichende Konsequenzen hat. Denn auch der Umgang der jungen Leute in den
Klassen habe sich verändert, berichteten Lehrkräfte. Nach den
Trainingseinheiten sei den Schülerinnen und Schülern bewusst, dass Gewalt nicht
nur körperlicher Natur ist. Auch Beleidigungen oder Schmähungen stellen eine
Art von Gewalt dar. Erscheinungen, die bei den Absolventen des Programms
deutlich zurückgegangen seien. Der Wunsch des Kollegiums im Sinner der
Nachhaltigkeit an den Staatssekretär: die unsichere Position der
Schulsozialarbeit im Lande auf sichere Füße zu stellen und die Kontinuität
diese Bausteins der Prävention zu gewährleisten. „Ich werde das auf jeden Fall
mitnehmen, was ich gesehen habe,“ sicherte Jung vor seinem Abschied zu.
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