Sonntag, 9. Dezember 2012

Gewaltlos Konflikte lösen / Prävention an der Tümpelgartenschule


Hanau. Bei dem Lehrgang „Prävention im Team,“ kurz PIT-Hessen, musste am Freitag auch Ingmar Jung, Staatssekretär des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, bei seinem Besuch an der Hanauer Tümpelgartenschule in den Rollenspielring und sollte den Versuch unternehmen, sich gegen einen Angreifer durchzusetzen. Gewaltlos aus der Affäre ziehen, ohne Schaden zu nehmen. Das war die Aufgabe, die Antigewalttrainer Robert Schäfer in diesem Lehrgangsblock den Schülerinnen und Schülern einer siebten Klasse gestellt hatte.

Immer wieder müssen die jungen Leute  ersuchen, ihren Weg vom Marktplatz aus zum Saturn im City-Center zu machen. Mit hundert Euro für ein Weihnachtsgeschenk in der Tasche. Doch auf dem Weg quer durch den Klassenraum tritt ihnen plötzlich ein aufdringlicher Fremder gegenüber, spricht sie an, fasst sie an, pöbelt. Die Rollenspiele dienen dazu, Strategien zu entwickeln, um schadlos aus solchen Situationen, die täglich vorkommen können, herauszukommen. Garnicht erst in das „Magnetfeld“ des potentiellen Täters hineingeraten, rät Trainer Schäfer. Unterhaltungen vermeiden, sicher sein im eigenen Wollen, sein eigentliches Ziel mit Bestimmtheit verfolgen und sich nicht ablenken lassen. Kleine Lekktionen, die in der Summe der verschiedenen Lernphasen Sicherheit geben. Das bestätigen auch Schülerinnen und Schüler, die das umfangreiche Präventionsprogramm bereits absolviert haben. Sie fühlen sich selbstbewusster draußen, sagen sie, weil sie durch die Präventionslehrgänge auf solche Begegnungen vorbereitet sind. Die „Prävention im Team“ ist eine Inititiative des Landes Hessen in Zusammenarbeit mit der Polizei, den Schulen und der Jugendhilfe. Eine Ressortübergreifende Vorbeugungsarbeit, von der sich alle Beteiligten große Nachhaltigkeit versprechen. Alleine im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Südosthessen, zu dem Offench und Hanau gehören, nutzen 18 Schulen das Angebot. Das ist überdurchschnittlich in Hessen, so Polziepressesprecher Henry Faltin.

Staatssekretär Ingmar Jung konnte sich bei seinem Besuch in der Tümpelgartenschule auch davon überzeugen, dass die Sensibilisierung für Situationen, die in gewalttätige Auseinandersetzuungen münden können, noch weiter reichende Konsequenzen hat. Denn auch der Umgang der jungen Leute in den Klassen habe sich verändert, berichteten Lehrkräfte. Nach den Trainingseinheiten sei den Schülerinnen und Schülern bewusst, dass Gewalt nicht nur körperlicher Natur ist. Auch Beleidigungen oder Schmähungen stellen eine Art von Gewalt dar. Erscheinungen, die bei den Absolventen des Programms deutlich zurückgegangen seien. Der Wunsch des Kollegiums im Sinner der Nachhaltigkeit an den Staatssekretär: die unsichere Position der Schulsozialarbeit im Lande auf sichere Füße zu stellen und die Kontinuität diese Bausteins der Prävention zu gewährleisten. „Ich werde das auf jeden Fall mitnehmen, was ich gesehen habe,“ sicherte Jung vor seinem Abschied zu.

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