Sonntag, 9. Dezember 2012

Schätze hinterm Bauzaun / neue AUsstellung im Schloss Steinheim


Hanau. Die Wände im Ausstellungssaal des Museums für Vor- und Frühgeschichte im Steinheimer Schloß sind bespannt mit einem Bauzaundekor. Auch die Hinweistafeln „Betreten der Baustelle verboten! Eltern haften für ihre Kinder“ fehlen nicht. Dazwischen eingedruckte Fotografien von Archäologen, die vorsichtig an verschiedenen Baustellen in der Stadt Hanau mit feinstem Werkzeug knöcherne oder steinerne Zeugen der Hanauer Vergangenheit freilegen, Ansichten historisch bedeutsamer Funde, mittelalterliches Straßenpflaster, Grundmauern der Altstadtbastion. Insgesamt fünf Baustellen sind es, die im Rahmen der Sonderausstellung „Schätze hinterm Bauzaun“ seit Sonntag im Steinheimer Museum präsentiert werden und quasi stellvertretend für die mehr als 30 Fundstellen stehen, die sich in den letzten zehn Jahren im Hanauer Stadtgebiet ergeben haben.
Bis zum 12. Mai des kommenden Jahres dauert der Einblick in die Arbeit der Spurensuche in Hanau, der mit einem umfangreichen Begleit- und Führungsprogramm ergänzt wird, wie die Leiterin des Steinheimer Museums für Vor- und Frühgeschichte und bei der Unteren Denkmalschutzbehörde für Bodendenkmalpflege zuständige Sabine Hengster am Sonntag bei der Ausstellungseröffnung betonte.

Ungewohnt schon alleine die Präsentation der Objekte. Sie werden nicht schön in Vitrinen ausgestellt, sondern stecken in den grauen Plastikkisten, in denen die Funde narmalerweise auch in den Archiven untergebracht sind. Durch den Deckel aus Plexiglas ist der Blick in die Kisten möglich. Und dort findet sich gleich am Eingang zur Aussstellung ein Frauenschädel mit Knochenresten. Ausgegraben beim Bau für neue Wohnhäuser im Jahr 2001 in der Nordstraße. Insgesamt 42 Skelette wurden damals gefunden. Allesamt innerhalb der Hanauer Mauern während der Belagerung Hanaus zwischen 1635 und 1642 bestattet. Dass besagte Dame Verletzungen am Arm hatte, zur täglichen Arbeit deshalb auch die Zähne nutzte, das ist durch die Untersuchungen nach den Funden herausgekommen. Auch, dass in Hanau während der Belagerung Mangelerscheinungen bei den eingeschlossenen Bürgern die Regel waren. Puzzelsteinchen, die die Rekonstruktion der längst vergangenen Zeit Stück für Stück zulassen. Besonders wichtig für die vorgeschichtliche Zeit, in der es noch keine schriftlichen Überlieferungen gab, wie Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky am Sonntag bei der Ausstellungseröffnung betonte. Auch wenn Funde unter begonnenen Baustellen Probleme mit sich brächten. „Da bist Du nicht per se fröhlich,“ so Kaminsky in Erinnerung an die Retsse der Befestigungsmauern, die beim Bau des neuen Klinikgebäudes am Stadtkrankenhaus gefunden worden waren und den ohnehin aus dem Zeitplan geratenen Baufortschritt noch verzögert hatten. Dennoch lohne es sich, Geduld aufzubringen. „Denn es wäre ein Frevel, wenn wir nicht die Zeit aufbrächten, dies alles für die Nachwelt zu erhalten.“

Die „Nachwelt,“ sie kann teilhaben an Funden aus der Louise Schroder Straße, wo Nachweise praktizierten Volksglaubens zutage kamen. Exponate aus Grabungen im Lamboy und in Mittelbuchen werfen Spotlichter auf die Siedlungsgeschichte in der Region, und die Entdeckungen am Freiheitsplatz sind ebenfalls Teil der Ausstellung. „Es ist und es bleibt spannend auf dem Freiheisplatz,“ so Sabine Hengster, die dort noch mit einigen weiteren Überraschungen bei den archäologischen Untersuchungen rechnet. In einer digitalen Diashow sind die biseherigen Funde im Rahmen der Ausstellung eindrucksvoll ins Bild gesetzt worden.

Das Steinheimer Museum für Vor- und Frühgeschichte im Schloß ist donnerstags bis sonntags von zehn bis zwölf Uhr und von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen