Hanau. Mit seinem Tatsachenroman „Nucleus“ will der
Journalist Dieter Kassing die bis heute nicht geklärten Details um den Tod des
Prokuristen der ehamilgen Hanauer Atomfirma Transuklear, Hans Friedrich Holtz,
wieder in Erinnerung rufen und erreichen, dass der Hanauer Atomskandal von 1987
und all seine Ungereimtheiten wieder in die Diskussion geraten ujnd womöglich
gerichtlich und politisch neu ebwertet werden. Denn für Kassing gibt es nach
einschlägigem und intensiven Aktenstudium nach wie vor begründete Zweifel daran
, dass sich Holtz, wie es in den Ermittlungsakten heißt, in Untersuchungshaft
selbst das Leben genommen habe.
Vor rund 30 Zuhörern stellte Kassing am
Donnerstagabend im DGB-Jugendheim am Freiheitsplatz sein spannendes Buch vor,
dessen Rahmenhandlung zwar Fiktion ist, die Fakten aber stammen aus den
jahrelangen Recherchen des Journalisten, der den Hanauer Atomskandal im Jahr
1987 mit der Frage ins Rollen gebracht hatte, ob Hanauer Atomfirmen spaltbares Material
illegal ins Ausland transferiert haben. Sie haben, stellte sich später heraus.
Und Millionen Schmiergelder sind dabei geflossen. Musste Hans Friedrich Holtz
sterben, weil er zuviel wusste? Die Selbstmordtheorie jedenfalls scheint dem
Autor nach Akteineinsichten unwahrscheinlicher denn ja.
„Wiedersprüchlich, unglaubwürdig, skandalträchtig“ kommen
Kassing die Schlußfolgerungen in den Untersuchungen vor, mit denen der Fall
Holtz zu den Akten gelegt worden ist. Die Devise auf der politischen Bühne habe
gelautet: „Den Ball flach halten,“ zitierte Kassing aus seinem Tatsachenroman.
Fiktiv setzt der die Redaktion des „Energie Report“ auf die Fährte des Hanauer
Atomskandals, aufgehängt am Tod des Prokuristen, der im Buch Heinz Genske
heißt. Und langsam nehmen die Journalisten den Leser mit auf eine schier
unglaubliche Reise durch Konferenzen im Kanzleramt, wo sich auch Geheimdienste
wegen der Brisanz der Geschichte einstellen, und immer mehr wird die Story zum
schmutzigen Geschäft mit Schmiergeldern, Bestechungen, Allianzen zwischen
Atomindustrie und Politik, falsch deklarierten Fässern mit Atommüll, der von
Hanau aus durch Europa reist. Das hört niemand gerne, und deshalb sieht sich
die Readktion – hier wieder Fiktion - auch ernsthaften Drohungen ausgesetzt. Aber
nicht nur die Redaktion wird bedroht. Terroristen bedrohen das Land, ein
atomarer Sprengsatz ist irgendwo versteckt. „Aus den geheimen Atomlieferungen
an Pakistan und Iran wurden Bomben, die heute die Welt bedrohen. Die Fiktion
ist im wirklichen Leben angekommen,“ heißt es auf dem Klappentext von Kassings
Buch „Nucleus,“ das im SichVerlag erschienen ist und für 17.95 Euro überall im
Buchhandel erworben werden kann. „Ich hoffe, dass da jetzt wieder Bewegung in
die Sache kommt,“ sagte auch Gastgeber Elmar Diez vom „Bündnis gegen
Atommüllager Hanau,“ das die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem „Buchladen
am Freiheitsplatz“ organisiert hatte. Und die Bedrohung, sie ist für Autor
Kassing realer denn je. Auch wenn die Hanauer Nuklearbetriebe mittlerweile nicht
mehr am Ort existieren. Er wolle mit dem Buch belegen, „wie einfach es ist, an
diesen Stoff, dieses Atomzeugs, heranzukommen.“ Ein Buch, das sich nicht nur
mit hochbrisnatem Material befassst, sondern auch als Buch allerhand
Sprengstoff enthält.
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