Donnerstag, 13. Dezember 2012

Sprengstoff zwischen Buchdeckeln


Hanau. Mit seinem Tatsachenroman „Nucleus“ will der Journalist Dieter Kassing die bis heute nicht geklärten Details um den Tod des Prokuristen der ehamilgen Hanauer Atomfirma Transuklear, Hans Friedrich Holtz, wieder in Erinnerung rufen und erreichen, dass der Hanauer Atomskandal von 1987 und all seine Ungereimtheiten wieder in die Diskussion geraten ujnd womöglich gerichtlich und politisch neu ebwertet werden. Denn für Kassing gibt es nach einschlägigem und intensiven Aktenstudium nach wie vor begründete Zweifel daran , dass sich Holtz, wie es in den Ermittlungsakten heißt, in Untersuchungshaft selbst das Leben genommen habe.
 Vor rund 30 Zuhörern stellte Kassing am Donnerstagabend im DGB-Jugendheim am Freiheitsplatz sein spannendes Buch vor, dessen Rahmenhandlung zwar Fiktion ist, die Fakten aber stammen aus den jahrelangen Recherchen des Journalisten, der den Hanauer Atomskandal im Jahr 1987 mit der Frage ins Rollen gebracht hatte, ob Hanauer Atomfirmen spaltbares Material illegal ins Ausland transferiert haben. Sie haben, stellte sich später heraus. Und Millionen Schmiergelder sind dabei geflossen. Musste Hans Friedrich Holtz sterben, weil er zuviel wusste? Die Selbstmordtheorie jedenfalls scheint dem Autor nach Akteineinsichten unwahrscheinlicher denn ja.

„Wiedersprüchlich, unglaubwürdig, skandalträchtig“ kommen Kassing die Schlußfolgerungen in den Untersuchungen vor, mit denen der Fall Holtz zu den Akten gelegt worden ist. Die Devise auf der politischen Bühne habe gelautet: „Den Ball flach halten,“ zitierte Kassing aus seinem Tatsachenroman. Fiktiv setzt der die Redaktion des „Energie Report“ auf die Fährte des Hanauer Atomskandals, aufgehängt am Tod des Prokuristen, der im Buch Heinz Genske heißt. Und langsam nehmen die Journalisten den Leser mit auf eine schier unglaubliche Reise durch Konferenzen im Kanzleramt, wo sich auch Geheimdienste wegen der Brisanz der Geschichte einstellen, und immer mehr wird die Story zum schmutzigen Geschäft mit Schmiergeldern, Bestechungen, Allianzen zwischen Atomindustrie und Politik, falsch deklarierten Fässern mit Atommüll, der von Hanau aus durch Europa reist. Das hört niemand gerne, und deshalb sieht sich die Readktion – hier wieder Fiktion - auch ernsthaften Drohungen ausgesetzt. Aber nicht nur die Redaktion wird bedroht. Terroristen bedrohen das Land, ein atomarer Sprengsatz ist irgendwo versteckt. „Aus den geheimen Atomlieferungen an Pakistan und Iran wurden Bomben, die heute die Welt bedrohen. Die Fiktion ist im wirklichen Leben angekommen,“ heißt es auf dem Klappentext von Kassings Buch „Nucleus,“ das im SichVerlag erschienen ist und für 17.95 Euro überall im Buchhandel erworben werden kann. „Ich hoffe, dass da jetzt wieder Bewegung in die Sache kommt,“ sagte auch Gastgeber Elmar Diez vom „Bündnis gegen Atommüllager Hanau,“ das die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem „Buchladen am Freiheitsplatz“ organisiert hatte. Und die Bedrohung, sie ist für Autor Kassing realer denn je. Auch wenn die Hanauer Nuklearbetriebe mittlerweile nicht mehr am Ort existieren. Er wolle mit dem Buch belegen, „wie einfach es ist, an diesen Stoff, dieses Atomzeugs, heranzukommen.“ Ein Buch, das sich nicht nur mit hochbrisnatem Material befassst, sondern auch als Buch allerhand Sprengstoff enthält.

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