Was ist so schlimm an Hanau,
dass ihr Ermittler ständig von einem neuen Aufgabengebiet träumt?
Hanau gilt als Ort per se als
unattraktiv, vielleicht vergleichbar mit Wanne Eickel oder Castrop Rauxel. Es
ist diese Vorstellung im Kopf die meist
auch verhindert, dass man sich überhaupt mit der Stadt einlässt und beständig
von einem anderen Ort träumt, an dem ein glückliches Leben möglich scheint.
Überall aber nicht hier. Aber nicht
jeder kann sich seinen Traum von einem
Leben auf einer Südseeinsel erfüllen und so ist
auch das Leben von Mario Weinrich ein Angleichen an die Wirklichkeit.
Das hört sich an wie Resignation?
Weit davon entfernt. Erst wenn
ich die Realitäten akzeptiere, ist Veränderung möglich. Dies passiert auch dem
Kommissar. Letztlich bekommt er eine Stelle in
Mainz angeboten – und er lehnt ab.
Inzwischen hat er sich mit der
Stadt arrangiert, Menschen kennengelernt
und er hat Leben gelebt. Er ist Teil der
Stadt geworden. Letztlich ist es egal wo man lebt. Jeder Ort ist ein guter Ort.
Sehnsüchte und Träume vernebeln nur die Wahrnehmung.
Neben der Stadt hat man den Eindruck, dass es in ihren Krimis weniger
um den Fall geht, als um jenes Leben. Täuscht dieser Eindruck?
Jein. Beides ist wichtig. Der
Fall erzeugt die Spannung. Natürlich möchte man als Leser wissen, wie die
Geschichte ausgeht. Aber zugleich reiben sich die Figuren auch an diesem Fall.
Dabei geschieht Veränderung im Leben der Figuren. Der Fall gibt den Rhythmus
vor und ist der Hintergrund vor dem alles abläuft. In „eine Leiche zum
Espresso“ scheint der Fall die Ermittler tatsächlich zu stören, denn es gibt so
viele private Baustellen, dass für ihre eigentliche Arbeit kaum Zeit scheint.
Doch genaugenommen gibt es keine Trennung zwischen Beruf und Privat. Alles
gehört zusammen. Mario Weinrich hat Geldsorgen und handelt in seiner Freizeit
mit italienischen Schuhen und dieses Geschäft bringt ihn auch der Lösung des
Falles näher. Dies versuchen wir auch auf unseren Lesungen zu erzählen, denn da
erfährt der Leser eigentlich nur sehr wenig über das Buch, dafür umso mehr über
den ganzen Rest.
Der wäre?
Das Leben, einfach nur das Leben.
In „Mörderische Bilderrätsel“ kämpfen die Ermittler zugleich gegen überflüssige
Pfunde an, gegen eine geheimnisvolle Rosenerkrankung, Weinrichs Freundin hat
einen anderen. Aus Frust trinkt Weinrich zu viel Alkohol und verliert seinen
Führerschein und der Polizeichef will ihn loswerden. Eine Katastrophe jagt die
nächste und es stellt sich die Frage: Wie überlebt man das, wie kommt man da
wieder raus?
Verraten Sie uns wie?
Dafür haben wir kein
Patentrezept. Zumindest lassen sich die Ermittler nicht unterkriegen. Sie
machen einfach weiter, unbeirrbar. Mit einem großen Vertrauen in das Leben als
solches. Wenn es bergab geht muss es auch irgendwann wieder bergauf gehen.
Dadurch lassen sie sich, egal was passiert, nicht so sehr in ihren Grundfesten
erschüttern und entwickeln keine persönlichen Untergangsszenarien. Im
Gegenteil: Sie sehen das Leben sehr optimistisch und positiv.
Wird deswegen in Ihren Lesungen so viel gelacht?
Das liegt eher an den Situation,
die die Figuren der Geschichte erleben. Das fängt an bei der Parkplatzsuche,
dem Chaos im örtlichen Museum, bei dem die Mitarbeiter vor allem auf den
pünktlichen Feierabend achten, oder am Verhalten des Bürgermeisters der Stadt,
der kein Blitzlicht auslässt um sich und seine Sache ins rechte Licht zu
rücken. In diesem Sinne beschreiben wir
Alltagssituationen, die jeder so oder ähnlich schon mal erlebt hat und daher
wiedererkennt. Das beinhaltet einen gewissen Unterhaltungswert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen