Hanau – (grü) Mit überraschenden Erkenntnissenund Einblickenin die Märchenwelt der Brüder Jacob und
Wilhelm Grimmkonnte Prof. Dr. Heinz
Röllekebei seiner Einstimmung auf die
aktuellen Märchen der diesjährigen Märchenfestspielsaison im roten Salon von
Schloss Philippsruhe aufwarten. „Einblicke hinter die Dornenhecke“, so denn
auch der Titel der Veranstaltung, der die Märchen von „Schneeweißchen und
Rosenrot“, „König Drosselbart“, oder „Tischlein deck dich“ aus dem Blickwinkel
der aktuellen Märchenforschung betrachtet. Schneeweißchen und Rosenrot, das in
diesem Jahr als Musical zur Aufführung kommt, und eines der populärsten
Grimmmärchen überhaupt, ist demnach ein Kunstmärchen, das in wesentlichen
Teilen von Wilhelm Grimm geschrieben wurde. „Du mit deinen Veränderungen“, soll
Jacob seinen Bruder mahnend geschrieben haben, erläutert der Märchenforscher.
Zugleich aber seien diese Veränderungen, an Texten die nicht gründlich zu Ende
erzählt waren, Grundlage des Welterfolgs der Grimmschen Sammlung. Das Märchen
König Drosselbart sieht Rölleke, der Professor für Deutsche Philologie und
Volkskunde an der Bergischen Universität - Gesamthochschule Wuppertal istund bereits Vorlesungen und Gastvorträge an
über 80 Universitäten weltweit hielt, aufgrund des vorherrschenden Frauenbildes
kritisch. Duldsam und sittsam soll die
Frau jener Zeit sein und es still ertragen wenn der Vater für sie einen Mann
aussucht. Für heutige emanzipierte Frauen undenkbar. Im Jahr 2013 solle man den
Text daher mit Vorsicht genießen. Mit Tischlein deck dich kommt ein Märchen zur
Aufführung, bei dem das Kleine und Unscheinbare, hier repräsentiert durch den
jüngsten Bruder, der als Lohn einen vermeintlich unbedeutenden Knüppel erhält,
die Lösung bringt. Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Monarchiekritiker und
Dichter der deutschen Nationalhymne habe dieses Märchen besonders gefallen und
zu einem eigenen Gedicht inspiriert, weiß Rölleke zu berichten. Für jenen
Knüppel aus dem Sack hatte Fallersleben in seinem Gedichteine ganz praktische Verwendung: „Ich
schaffte Freiheit, Recht und Ruh, und frohes Leben noch dazu beim: Knüppel aus
dem Sack!“ Am liebsten schlüge er damit
„aufs Lumpenpack“, denFürsten und
Adelshäuser ein, heißt es, und zwar „ohne Unterlass“.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen