Hanau – (grü) Hinter ihnen
liegt eine lange Geschichte des Leidens, der Verfolgung und der Flucht. Sie
kommen aus Ländern mit despotischen Regimen, wie Dagistan, Afghanistan, der
Elfenbeinküste oder aus anderen Ländern
in denen Unterdrückung tägliche
Realität ist. Ihre Zuflucht endet meist
in einem Flüchtlingslager. Arbeiten ist ihnen verwehrt. Einen Pass haben sie
nicht und am freien Reisen hindert sie die auferlegte Residenzpflicht der
Ausländerbehörde.
Die mitunter menschenunwürdigen Lebensbedingungen der
Flüchtlinge, die zum Teil seit Jahrzehnten auf ein Bleiberecht warten, rückt der
Musiker Heinz Ratz mit seinem „Refugee Projekt“ in den Fokus der Aufmerksamkeit.
Dafür wurde er sogar mit dem Integrationspreis der Bundesrepublik ausgezeichnet.
Gemeinsam mit seiner Band „Strom und Wasser“ stehen hier Flüchtlinge, allesamt
Musiker, auf den Bühnen der Republik. Abdohosain Amini zum Beispiel, floh als
16 jähriger Jugendlicher über den Iran, die Türkei und Griechenland nach
Deutschland, weil ihm sein islamkritischer Rap eine halbes Jahr Haft
einbrachte. Oder der 19 jährige Nuradil Ismailov. Er lebt seit zehn Jahren im
Flüchtlingsheim Meinersen. Weil sich seine Familie gegen die Lebensumstände
hierzulande zur Wehr setzte, gab es Hausdurchsuchungen durch die Polizei,
erzählt Christine Erler vom Internationalen Bund in Hanau. „Wenn du hier
gefangen bist in diesem Asylantenheim wünscht du dir nur eins – ein freier
Mensch zu sein.“ rapt er.
100 Spielorte stehen auf dem
Tourzettel. Sieben Konzerte sind gespielt. Vier Polizeikontrollen haben sie
bereits hinter sich, erzählt Ratz. Eine
Station war unter anderem, am vergangenen
Wochenende, das Hans Böckler Haus in Hanau, wo sie mit ihrer Musik ein großes
Publikum anrührten und mit ihrer Musik begeisterten bevor sie zum nächsten Tourhalt
weiterzogen. Im Gepäck ihr zentrales Anliegen: und das heißt Bleiberecht.
Kooperationspartner in Hanau waren der Trägerverein Pumpstation,
das Jugendbildungswerk (JBW) im Hans Böckler Haus sowie der Internationale Bund
(IB). Letzterer betreut auch die rund 60
Flüchtlinge in Hanau. Diese leben im Gegensatz zur Unterbringung an anderen
Standorten nicht in Gruppenunterkünften und Heimen, sondern in Wohnungen. Auch
gibt es in Hanau keine Gutscheinpraxis für Lebensmittel. Residenzpflicht und
Arbeitsrestriktionen gelten aber auch hier.
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