Dienstag, 22. Januar 2013

Love familiy Park sorgt für Auffregung

Das Thema "Love Family Park" beschäftigt derzeit die städtischen Gremien. Sowohl in der Ortsbeiratssitzung Wolfgang/Großauheim am Donnerstag, 24. Januar, als auch in der kommenden Stadtverordnetenversammlung am Montag, 28. Januar, steht die Diskussion um die Großveranstaltung auf dem Programm. Die Parlamentsmitglieder werden über einer Vorlage entscheiden, der der Magistrat bereits am 7. Januar zugestimmt hat. Diese schlägt vor, beim Regierungspräsidium Darmstadt einen Antrag zur Herauslösung des Veranstaltungsgeländes aus dem Landschaftsschutzgebiet "Hessische Mainauen" zu stellen. Seitens der Stadt sieht man das als einzige und letzte Möglichkeit um den Fortbestand des Technofestivals auf Dauer zu sichern.
Grund für das Vorgehen der Stadt waren Signale, die Ende Dezember vom Umweltministerium aus Wiesbaden kamen und inzwischen in einem Brief von Mark Weinmeister, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, auch schriftlich formuliert wurden. Eine weitere Durchführung der Großveranstaltung innerhalb der Landschaftsschutzzone halte Weinmeister nicht für genehmigungsfähig, heißt es in dem Schreiben.
"Der Antrag beim Regierungspräsidium ist keine Entscheidung gegen den Naturschutz, sondern eine Entscheidung zu Gunsten eines international bekannten Musik-Festivals unter besonderer Berücksichtigung der Sicherheitsaspekte", erläutert Oberbürgermeister Claus Kaminsky. Es gelte hier die Belange des Naturschutzes sorgfältig gegen die Bedeutung einer wichtigen Jugendkulturveranstaltung abzuwägen. "Die Agentur Cosmopop als Veranstalter des Love Family Parks, benötigt unbedingt Planungssicherheit, sonst läuft die Brüder-Grimm-Stadt Gefahr das renommierte Musikfestival zu verlieren", so der OB.
Bereits seit einigen Jahren versucht die Stadtspitze gemeinsam mit dem Veranstalter eine Lösung zu finden, die für alle zufriedenstellend ist. "Die Herauslösung des Geländes aus dem Landschaftsschutzgebiet ist für uns Ultima Ratio. Natürlich würden wir eine Ausnahmegenehmigung bevorzugen und hoffen nach wie vor, diese für dieses Jahr zu erhalten", sind sich der OB und Umweltdezernent Dr. Ralf-Rainer Piesold einig. In diesem Zusammenhang stellen die beiden Dezernenten und Robin Ebinger, Sprecher von Cosmopop klar, dass seit dem Umzug des Festivals vor zehn Jahren auf beiden Seiten Klarheit über die Besitzverhältnisse auf dem Gelände des Love Family Parks besteht. Das gesamte Veranstaltungsgelände für den Love Family Park ist aktuell rund 69.200 Quadratmeter groß. Der Kernbereich besteht aus rund 50.200 Quadratmetern städtischer Fläche, 3.300 Quadratmeter unterhalb der Hellentalbrücke gehören der Bundesrepublik Deutschland und cirka 15.700 Quadratmeter sind in Privateigentum. Verschiedene Eigentümer besitzen hier einzelne oder auch mehrere Parzellen in verschiedenen Größen.
"Der Nutzungsvertrag mit Cosmopop bezieht sich ausdrücklich nur auf die städtischen Flächen", Piesold. "Der Veranstalter war von Anfang an darüber informiert, dass es hier auch eine Reihe von Privatgrundstücken gibt und es in seinem Verantwortungsbereich liegt sich mit den jeweiligen Eigentümern, beziehungsweise Pächtern, über die Nutzung des Geländes zu verständigen und eine Erlaubnis einzuholen." Diese Aussage bestätigt Ebinger voll und ganz. "Die Veranstaltung war anfangs ja viel kleiner und fand tatsächlich nur auf dem städtischen Gelände statt", berichtet der Sprecher von Cosmopop. "Ebenfalls nutzten wir schon immer das Gelände direkt unterhalb der Brücke, das dem Bund gehört. Mit diesem besteht ebenfalls seit langer Zeit eine Nutzungsvereinbarung." Erst im Laufe der Jahre sei die Zahl der Besucher nach und nach gewachsen, so dass sich das Festival in den letzten Jahren auch auf private Parzellen ausgebreitet habe. "Wir haben jedoch immer Sorge getragen, dass unsere Bühnen und Aufbauten sich auf nur auf dem städtischen Gelände befinden. Private Grundstücke wurden dafür nie genutzt", so Ebinger. "Trotzdem war uns klar, dass wir auf Grund der Entwicklung eine dauerhafte Lösung finden müssen."
Vertreter der Stadt und der Agentur Cosmopop hätten gemeinsam reflektiert wie man das Problem mit den vielen verschiedenen Eigentümern lösen könne. "Dabei haben wir auch laut darüber nachgedacht eventuell den derzeitigen Eigentümern Grundstücke zum Tausch anzubieten, die außerhalb des Geländes liegen", berichtet Manfred Gutberlet, Fachbereichsleiter Grundstücke und Logistik. Vor dem Hintergrund der in Frage gestellten Genehmigungsfähigkeit der Veranstaltung und der in Auftrag gegebenen Studie über die Auswirkungen der Veranstaltung auf Fauna und Flora, habe man aber erst das weitere Prozedere abwarten wollen und daher ein Klärung der Eigentumsverhältnisse hinten angestellt, so Gutberlet. "Wir werden jetzt in jedem Fall gemeinsam mit der Stadt mit Eigentümern und Pächtern Kontakt aufnehmen, um die Frage der Nutzungserlaubnis zu klären", fügt Ebinger hinzu.
OB Kaminsky betont abschließend, dass weder die Ernennung zum Landschaftsschutzgebiet noch das Herauslösen eines Geländes aus einem solchen Gebiet üblicherweise der Genehmigung der Eigentümer bedarf. "Die Eigentumsverhältnisse werden bei diesem Vorgang der Teillöschung in keinem Fall berührt. Für die Eigentümer der betreffenden Grundstücke auf den Mainwiesen würde sich durch die Herauslösung aus dem Landschaftsschutzgebiet nichts verändern", erläutert der OB. Das Gelände werde durch die Herauslösung weder automatisch als Veranstaltungsfläche noch zur Bewirtschaftung irgendwelcher Art freigegeben. Zudem beabsichtige die Stadt auf keinen Fall dort dauerhaft Veranstaltungen zuzulassen. "Die Ausnahmegenehmigung für das Festival würde auch in Zukunft nur einmal im Jahr von der Stadt für den Love Family Park erteilt. Es ändert sich für alle Beteiligten faktisch nichts. Lediglich dem Veranstalter Cosmopop können wir dadurch eine gewisse Planungssicherheit geben, die er momentan nicht hat", so der OB. Nichtsdestotrotz kündigte Kaminsky an, dass alle Eigentümer in den nächsten Tagen ein Info-Schreiben seitens der Stadt erhielten, in dem der angestrebte Prozess genau erläutert wird.

Das Techno-Festival Love Family Park findet bereits seit 1996 in Hanau statt (in seinen bescheidenen Anfängen noch im Dunlop Park). Auf Grund seiner rasant wachsenden Größe und Beliebtheit wurde es 2003 auf die Mainwiesen in Großauheim unterhalb der Hellentalbrücke verlegt. Dort treffen jedes Jahr an einem Sonntag im Juli 20.000 Technofans aus Deutschland und dem angrenzenden europäischen Ausland aufeinander, um zu feiern, zu tanzen und Musik zu hören. In den vergangenen zehn Jahren hat sich das Gelände entlang des Mains als idealer Standort erwiesen, da es alle Vorraussetzungen erfüllt: Nähe zum Hauptbahnhof (ÖPNV), übersichtliches und ausreichend großes Gelände, keine Wohnhäuser in der Nähe sowie Parkplätze, Flucht- und Rettungswege für rund 20.000 Festivalbesucher und -besucherinnen. Die Suche der Stadt Hanau nach einer Standort-Alternative hat keine Ergebnisse erbracht, da kein anderer Standort über diese absolut notwendigen Vorraussetzungen verfügt. (Pressemitteilung der Stadt Hanau)

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