Hanau (DK). Trotz unbestrittener Fortschritte bei dem
Vorhaben, Familie und Beruf für Eltern
und insbesondere für Mütter besser unter einen Hut zu bringen, klafft diee
Schere zwischen dem wünschenswerten Zustand und der Realität noch ganz weit
auseinander. Vertreter von Wissenschaft, Gewerkschaft, Industrie und Handel
machten im Rahmen einer Podiumsdiskussion, zu der das Hanauer Lokale Bündnis
für Familie „Hanau – Die zeitbewusste Stadt,“ am Mittwochnachmittag in den
Hanauer Congress Park eingeladen hatte, eine Bestandsaufnahme und erörterten
notwendige Schritte, um die Rahmenbediungungen für eine bessere Vereinbarkeit
von Familie und Beruf voranzubringen.
Das „offene Bündnis,“ so Gastgeberin Imke Meyer vom Hanauer
Frauenbüro, existiert schon seit 1989 in der Stadt und beschäftigt sich mit der
Frage. Und zwar derart, dass viele Vorschläge auch von der Stadtverwaltung und
von Industrieunternehmen wie beispielsweise der Heraeus Holding übernommen und
in die Praxis umgesetzt worden sind. Mit großem Erfolg, wie Jan Rinnert,
Stellvertretender Vorsitzender der Heraeus Geschäftsführung herausstellte. Mit
der firmeneigenen Kindertagesstätte, dem Notmütterdienst und den flexibel
gestalteten Arbeitszeiten dort, wo es möglich ist, werde nicht nur Familien,
sondern insbesondere auch Alleinerziehenden größtmöglicher Gestaltungsspielraum
beim Zeitmanagment eingeräumt. Problemlösungen, die bei Handel und Haandwerk
noch nicht so recht angekommen sind. Dort sei „der Erkenntnisprozeß sicherlich
ein Langsamerer,“ sagte Dr. Gunther Quidde, Hauptgeschäftsführer der IHK
Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern. Ganz abgesehen davon, dass kleinere Unternehmen
sich eine solche familienfrendliche Infrastruktur garnicht leisten könnten. Immerhin
gebe es die Möglichkeit von Zusammenschlüssen, um ähnliche Angebote zu
initiieren, legte Armin Bayer von der Handwerkskammer Rhein-Main dar. Hier
würde sogar der Bund mit Förderprogrammen eintreten, sagte Ingo Behnel,
Leiterder Abteilung Familie im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend. Denn Zeit sei „die Leitwährung der Familienpolitik.“ Trotz vieler
positiver Beispiele: die Gesamtsituation stellt sich unberiedigend dar. Die
Ergebnisse der jüngsten Untersuchung der Deutschen Rentenversicherung, nach
denen die Frühverrentung wegen hoher Belastung enorm gestiegen sei,
verdeutlichen dies nach den Worten von Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky.
Der DGB Landesvorsitzende Hessen, Stefan Körzell, forderte deshalb auch an die
Adresse des Gastes aus dem Familienmisterium ein klares „gesellschaftliches
Bekenntnis“ zu dem Thema ab und auch den Willen, dieses Bekenntnis fianziell so
auszustatten, dass die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen werden können.
Die müssen aber auch in den Köpfen geändert werden, machte
Professor Zuta Meier-Gräwe, Sachverständige des 7. Familioenberichtes,
deutlich. Der „Kulturwandel“ könne nur dann stattfinden, wenn auch in den
Köpfen der Mitarbeiter Leistungsbereitschaft nicht mehr länger mit
Präsenzpflicht gleichgesetzt werde. Es gelte, die „Präsenzkultur“ durch „etwas
Flexibles“ zu ersetzen.
„Es gibt mehrere Ebenen, an denen geschraubt werden könnte,“
fasste Moderatorin Sylvia Kuck vom Hessischen Rundfunk zusammen. Auch in
Hanauer wird weitergedreht werden. Auch wenn Hanau Ingo Behnel „eine Chiffre
für Familienpolitik ist, die wir uns in vielen Städten wünschen.“
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