Hanau (dk). Zu mehr Kreativität bei dem Vorhaben, Menschen
ohne Jobs in Arbeit zu bringen, ermunterte der Vorsitzende der Hessischen
Grünen und Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Tarek Al Wazir, am
Freitagabend im Weißen Saal des Schlosses Philippsruhe die vielen Gäste des Jahresempfanges, zu dem die Hanauer
Agentur für Arbeit eingeladen hatte. Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kirche,
Justiz, Polizei, aus dem Bildungswesen und Vertreter benachbarter
Arbeitsagenturen waren der Einladung ins Schloss Philippsruhe gefolgt, wo
Alexander Noble von der Hanauer Arbeitsagentur gegen das oftmals noch
vorherrschende Urteil argumentierte, die Agenturen seien doch nur eine
„modernisierte Stempelbude.“
Mit einer aktuellen Arbeitslosenquote von 5,2 Prozent stehe
der Main-Kinzig-Kreis recht gut da, sagte Noble. „Die Arbeitslage im
Main-Kinzig-Kreis ist besser als die Stimmung.“ Und die Stuimmung sei gedämpft,
„weil wir Risiken sehen.“ Der Nachhall der Finanzkrise, die Verunsicherung bei
der Energiewende, der demographische Wandel und der abzusehende
Fachkräftemangel sind für den Leiter der Hanauer Arbeitsagentur die unbekannten
Größen, die da auf das Gemüt drücken. Noble schilderte seine Agentur als
dienstleistende Behörde, die sich mit einer Vielzahl von Maßnahmen diesen
Problembereichen widme. Mit arbeitsbegleitenden Programmen würden Jugendliche
in Ausbildung unterstützt, die Verhaltensdefizite aufweisen würden, neue
Arbeits- und Arbeitszeitmodelle sollen dafür sorgen, dass auch Senioren noch am
Arbeitsleben teilhaben können. Denn die Gesellschaft könne es sich nicht
leisten, diese „Potentiale in Rente zu schicken.“ Gelänge es, die
Frauenerwerbsquote auf das Niveau der männlichen Arbeitnehmer zu bringen, „dann
hätten wir 13000 Arbeitskräfte mehr“ im Kreis. Die Integration behinderter
Menschen in den Arbeitsprozess sei ebenfalls anzustreben, und auch die
Anwerbung von Arbeitskräften aus dem Ausland könne Engpässe auf dem
Arbeitsmarkt entschärfen. Einziges Problem: Die Bewerber würden sicherlich
nicht „nach Bad Orb oder Hanau“ wollen. „Weil sie es nicht kennen.“
Attraktivitätssteigerung sei hier angesagt. Bund, Land und Kommunen müssten
hier wesentlich enger abgestimmt handeln.
Die Versorgung auch ländlich strukturierte Bereiche im Kreis
mit Breitbandkabel für ein schnelles Internet ist für Main-Kinzig-Landrat Erich
Pipa ein Musterbeispiel für die Schaffung guter Rahmenbedingungen für
bestehende und neue Arbeitsplätze. Die Initiative des Kreises, der die Arbeiten
für über 600 Kilometer Breitbandkabel bereits ausgeschrieben hat, ist auch für
Tarek Al Wazir ein gutes Beispiel für vorausschauende Investitionen. Eine
„kreative Wirtschaftspolitik, die nicht nur in Landebahnen denkt.“ Oder in
Milliradenprojekten wie am Beispiel Stuttgart 21. Anstatt einen Bahnhof im
Südwesten der Republik aufzupeppen, wünscht sich Al Wazir Investitionen in den
Ballungsgebieten, um die Pendlerströme besser zu bedienen. Nicht hinnehmbar ist
für den grünen Politiker auch die Tatsache, dass eine zunehmende Zahl von Menschen
in Arbeit – „viele davon in Vollzeit“ – ihren Lebensunterhalt nicht mehr von
ihrer Hände Arbeit bestreiten können und am Monatsende über öffentliche Hilfen
aufstocken müssen. Für Al Wazir ein Zustand, der „auf Dauer
demokratiegefährdend“ werden könne. Während hier mit einem Mindestlohn für
Entspannung gesorgt werden könne, kann sich Al Wazir für die Ein-Euro-Jobs so
etwas wie einen „Sozialen Arbeitsmarkt“ vorstellen. Bei entsprechend kreativem
Einsatz der Mittel hält der Poliiker es durchaus für möglich, so
sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze zu schaffen, die unter dem Strich
nicht teurer werden als die derzeitige Lösung. Dieser „Beitrag zur
Stabilisierung der Gesellschaft muss nicht unbedingt mehr kosten.“
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