Sonntag, 3. Februar 2013

Arbeitslage im MKK besser als die Stimmung


Hanau (dk). Zu mehr Kreativität bei dem Vorhaben, Menschen ohne Jobs in Arbeit zu bringen, ermunterte der Vorsitzende der Hessischen Grünen und Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Tarek Al Wazir, am Freitagabend im Weißen Saal des Schlosses Philippsruhe die vielen  Gäste des Jahresempfanges, zu dem die Hanauer Agentur für Arbeit eingeladen hatte. Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kirche, Justiz, Polizei, aus dem Bildungswesen und Vertreter benachbarter Arbeitsagenturen waren der Einladung ins Schloss Philippsruhe gefolgt, wo Alexander Noble von der Hanauer Arbeitsagentur gegen das oftmals noch vorherrschende Urteil argumentierte, die Agenturen seien doch nur eine „modernisierte Stempelbude.“

Mit einer aktuellen Arbeitslosenquote von 5,2 Prozent stehe der Main-Kinzig-Kreis recht gut da, sagte Noble. „Die Arbeitslage im Main-Kinzig-Kreis ist besser als die Stimmung.“ Und die Stuimmung sei gedämpft, „weil wir Risiken sehen.“ Der Nachhall der Finanzkrise, die Verunsicherung bei der Energiewende, der demographische Wandel und der abzusehende Fachkräftemangel sind für den Leiter der Hanauer Arbeitsagentur die unbekannten Größen, die da auf das Gemüt drücken. Noble schilderte seine Agentur als dienstleistende Behörde, die sich mit einer Vielzahl von Maßnahmen diesen Problembereichen widme. Mit arbeitsbegleitenden Programmen würden Jugendliche in Ausbildung unterstützt, die Verhaltensdefizite aufweisen würden, neue Arbeits- und Arbeitszeitmodelle sollen dafür sorgen, dass auch Senioren noch am Arbeitsleben teilhaben können. Denn die Gesellschaft könne es sich nicht leisten, diese „Potentiale in Rente zu schicken.“ Gelänge es, die Frauenerwerbsquote auf das Niveau der männlichen Arbeitnehmer zu bringen, „dann hätten wir 13000 Arbeitskräfte mehr“ im Kreis. Die Integration behinderter Menschen in den Arbeitsprozess sei ebenfalls anzustreben, und auch die Anwerbung von Arbeitskräften aus dem Ausland könne Engpässe auf dem Arbeitsmarkt entschärfen. Einziges Problem: Die Bewerber würden sicherlich nicht „nach Bad Orb oder Hanau“ wollen. „Weil sie es nicht kennen.“ Attraktivitätssteigerung sei hier angesagt. Bund, Land und Kommunen müssten hier wesentlich enger abgestimmt handeln.

Die Versorgung auch ländlich strukturierte Bereiche im Kreis mit Breitbandkabel für ein schnelles Internet ist für Main-Kinzig-Landrat Erich Pipa ein Musterbeispiel für die Schaffung guter Rahmenbedingungen für bestehende und neue Arbeitsplätze. Die Initiative des Kreises, der die Arbeiten für über 600 Kilometer Breitbandkabel bereits ausgeschrieben hat, ist auch für Tarek Al Wazir ein gutes Beispiel für vorausschauende Investitionen. Eine „kreative Wirtschaftspolitik, die nicht nur in Landebahnen denkt.“ Oder in Milliradenprojekten wie am Beispiel Stuttgart 21. Anstatt einen Bahnhof im Südwesten der Republik aufzupeppen, wünscht sich Al Wazir Investitionen in den Ballungsgebieten, um die Pendlerströme besser zu bedienen. Nicht hinnehmbar ist für den grünen Politiker auch die Tatsache, dass eine zunehmende Zahl von Menschen in Arbeit – „viele davon in Vollzeit“ – ihren Lebensunterhalt nicht mehr von ihrer Hände Arbeit bestreiten können und am Monatsende über öffentliche Hilfen aufstocken müssen. Für Al Wazir ein Zustand, der „auf Dauer demokratiegefährdend“ werden könne. Während hier mit einem Mindestlohn für Entspannung gesorgt werden könne, kann sich Al Wazir für die Ein-Euro-Jobs so etwas wie einen „Sozialen Arbeitsmarkt“ vorstellen. Bei entsprechend kreativem Einsatz der Mittel hält der Poliiker es durchaus für möglich, so sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze zu schaffen, die unter dem Strich nicht teurer werden als die derzeitige Lösung. Dieser „Beitrag zur Stabilisierung der Gesellschaft muss nicht unbedingt mehr kosten.“

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