Peter Schmitt wird am Marktplatz schon sehnsüchtig erwartet. Ein junger Mann bittet den Mann vom Eigenbetrieb Hanau Verkehr und Entsorgung (HVE) in einen der stadtweit 1027 Hänge-Papierkörbe sehen zu dürfen, nachdem dieser aufgeschlossen ist. Denn darin sei fälschlicherweise eine Quittung gelandet, die er noch brauche. Tatsächlich findet er das Stück Papier. Schmitt erntet den Blick eines nun glücklichen Bürgers, ehe er den Unrat in einen Sack schüttet und den in den Bauch seinen orangefarbenen Transportwagens befördert.
Schmitt geht alle Abfallbehälter am Platzsaum ab. Vor einem Schnell-Restaurant reicht das allein nicht. Unter der nächstgelegenen Sitzbank lest er zusätzlichen Verpackungsmüll auf. Dieser kann auch im Abfallkorb Probleme bereiten. "Becher und Boden sind zuweilen so sperrig, dass ich von oben in den Papierkorb langen und nachdrücken muss", zeigt Schmitt an der Ecke Römer- / Lindenstraße. Nur so fällt der gesamte Inhalt des Abfallbehälters in den mitgebrachten Plastiksack.
Papierkörbe mit 42 oder 60 Litern Fassungsvermögen sind am Marktplatz genug vorhanden. Dennoch ist es für Schmitt morgens wie mittags bei beiden Touren Alltag, dass er nur wenige Meter davon entfernt achtlos weggeworfenen Abfall - meist Produkte verschiedener "to go"-Verkaufsstellen um Umfeld - aufheben muss. Das gilt auch für die ebenso müllintensiven Bereiche Fußgängerzone und Freiheitsplatz. "Kurz nach Ende der Ferien nimmt die Müllmenge auf dem Platz wieder zu", besagt die Erfahrung des HVE-Bediensteten, der seit mehr als zehn Jahren werktags Abfallbehälter im Straßenraum leert.
"Und im Sommer, wenn sich mehr Menschen draußen bewegen, fällt mehr Müll an als im Winter", fügt sein Kollege Jens Lückhardt hinzu. Er ist an diesem Tag bereits vor Schmitts Mittagstour früh unterwegs gewesen. Lückhardt leert die 44 Unterflur-Behälter in Hanau, also unter dem Straßenbelag eingebaute Container mit 600 Litern Fassungsvermögen und einem nach obern ragenden Einwerftrichter. Montags und donnerstags ist er auf Tour.
Mit einem Vierkantschlüssel öffnet Lückhardt die Abdeckplatte des jeweiligen Containers und führt einen am Heck seines Spezialfahrzeugs angebrachten Saugrüssel in den unterirdischen Müllkasten. Zuvor spritzt er auf Knopfdruck kurz Wasser durch den Rüssel, damit an einem Sieb kein Abfallpapier hängen bleibt und den Saugvorgang behindert.
Ähnlich wie die Hängepapierkörbe haben auch die 2003 eingeführten Unterflurbehälter ihre Tücken. Dort landen beispielsweise nicht mehr zu gebrauchende Regenschirme. "Wenn es viel geregnet hat und starker Wind hinzukam, habe ich schon 15 Schirme an einem Tag gezählt", weiß Lückhardt zu berichten. Die Billigteile verheddern sich leicht beim Absaugen und machen dem HVE-Mann die Arbeit schwer. Das gilt auch für ausgediente Latschen, die nach dem Kauf von neuen Schuhen schon mal samt Einkaufstasche direkt vor einem entsprechenden Geschäft den Einwurf zum Abfallcontainer unter der Straße verstopfen.
Schirme und Schuhe gehören diesmal nicht zum Sammelgut. Eine halbe Tonne Müll nimmt der Bauch des Sammelfahrzeugs auf. Annährend diese Menge bringt Lückhardt auf die HVE-Waage, nachdem er von seiner Tour durch die Innenstadt, durch Lamboy- und Frankfurter Landstraße zurückgekehrt ist. Abschließend reinigt er sorgsam den Sammelbehälter und Schläuche des Sammelfahrzeugs. "Sonst kleben Müllreste hernach wie Beton an der Wand", erklärt den Sinn dieses Arbeitsschritts.
2012 fielen rund 190 Tonnen Papierkorb-Abfälle an. Die Gesamtmenge ist in den vergangenen drei Jahren etwa gleich geblieben. 313.000 Euro lässt HVE sich diese Straßenreinigung jährlich kosten. Fast 5000 Stunden sind die Leerer von Papierkorb- und Unterflurbehältern über zwölf Monate unterwegs. (Mitteilung der Stadt Hanau)
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