Viele neue Impulse nahm die Hanauer Delegation von der
Auftaktveranstaltung der sieben Städte und Gemeinden mit, die nach dem
Siegel "Kinderfreundliche Kommune" streben. In Berlin stellte der
gleichnamige Verein die erforderlichen Standards und Bausteine vor und
bot ein Forum zu einem ersten Erfahrungsaustausch zwischen den
Akteurinnen und Akteuren aus den Kommunen. Hanau steigt noch in diesem
Monat in die konkrete Arbeit ein. Gemeinsam mit Jugendlichen wird für
alle sieben Pilotstädte ein Internet-Fragebogen für Kinder und
Jugendliche entwickelt, um ihre Wünsche, Ideen und auch kritischen Töne
einzufangen.
Hanau war im August 2012 die erste Pilotstadt, die die Vereinbarung
mit dem Deutschen Kinderhilfswerk und UNICEF Deutschland unterzeichnete,
um den Prozess in Gang zu setzen, an dessen Ende das Gütesiegel
"Kinderfreundliche Kommune" steht. Begleiter auf dem Weg zur Umsetzung
der UN-Kinderrechtskonvention auf lokaler Ebene ist der Verein
"Kinderfreundliche Kommunen e.V.". Der Brüder-Grimm-Stadt setzte in
Berlin ein besonderes Zeichen. Der Kinderchor der Brüder-Grimm-Schule,
die auch den Titel Schule für Kinderrechte trägt, sang vor den rund 60
Teilnehmenden, darunter Vertreterinnen und Vertreter der anderen
Pilotstädte Regensburg, Senftenberg, Weil am Rhein, Wolfsburg, Halle an
der Saale und Köln sowie Mitglieder der Sachverständigenkommission für
das Gütesiegel.
Stadtrat Axel Weiss-Thiel bilanzierte nach der Veranstaltung, die auch
eine erste Standortbestimmung war, "dass wir in Hanau in einigen
Bereichen gut aufgestellt sind, was die Lebensbedingungen für Kinder,
Jugendliche und Familien angeht." Er verfolge den Entwicklungsprozess,
der von Andrea Pillmann von der Stabsstelle Prävention als
Koordinatorin begleitet wird, mit großer Aufmerksamkeit. "Im Frühjahr
erfahren wir nach der Auswertung der Fragebögen für die Stadtverwaltung
durch das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik in Frankfurt, wo
wir in Sachen Kinderfreundlichkeit stehen." Mit Spannung erwarte er
dann im Sommer die Ergebnisse der Befragung der Kinder und
Jugendlichen. Die Hanauer Gymnasiastinnen Sarah Tabatabai und Melina
Herbert werden daran als Mitglieder der Sachverständigenkommission
intensiv mitarbeiten. Sie diskutierten in Berlin mit über die
Möglichkeiten, Jugendliche für Fragen der Demokratisierung zu
motivieren. Anne-Dorothea Stübing vom städtischen Präventionsrat wies in
diesem Zusammenhang daraufhin, Kindern so früh wie möglich Rechte und
Pflichten in einer Demokratie nahezubringen. Vorreiterin sei die
Brüder-Grimm-Schule als erste Modellschule für Kinderrechte in Hanau.
Diese Auszeichnung des UNICEF-Schulnetzwerks Rhein-Main habe sich nun
auch die Gebeschusschule verdient.
Das Siegel "Kinderfreundliche Kommune" bietet den Kommunen die
Möglichkeit, die Rechte von Kindern und damit den besonderen Schutz, die
Förderung und die Beteiligung von jungen Menschen zu stärken. Die
Pilotphase ist auf vier Jahre begrenzt. Das Konzept setzt folgende
Schwerpunkte: die breite Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, ein
international erprobtes und vergleichbares Verfahren anhand klarer
Kriterien sowie die Nachhaltigkeit durch eine langfristig angelegte
Prozessbegleitung.
"In den Kommunen werden Kinderrechte konkret. Wir freuen uns, dass sich
zunächst sieben Kommunen aus verschiedenen Regionen Deutschlands zur
Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention auf lokaler Ebene verpflichtet
haben", betont Anne Lütkes, Vorstandsvorsitzende des Vereins
"Kinderfreundliche Kommunen e.V." Sie hätten damit die Chance, mit dem
Siegel "Kinderfreundliche Kommune" ausgezeichnet zu werden und seien
Vorreiter bei der Verwirklichung der Kinderrechte.
Das Siegelverfahren erfolgt auf der Grundlage internationaler Standards.
Bereits seit 1996 setzt sich die Child Friendly Cities Initiative dafür
ein, dass Kommunen kinderfreundlicher gestaltet werden. Dazu hat das
UNICEF Innocenti Research Centre in Florenz Standards und Instrumente
entwickelt, die ein partizipatives kommunales Management unterstützen.
Der Prozess beginnt mit einer Standortbestimmung anhand eines
Fragebogens. Die Entwicklung und Auswertung der Indikatoren wurde vom
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
Workshops mit Kindern und Jugendlichen ermitteln ihre Wünsche und
Vorschläge, die in einen Aktionsplan einfließen. Darin sind die Ziele,
Zeitpläne und Verantwortlichkeiten festgehalten. Der Aktionsplan wird
vom Parlament beschlossen. Aus dem Aktionsplan wird eine
Zielvereinbarung entwickelt, die zwischen der Verwaltung und dem Verein
abgeschlossen wird und zur Vergabe des Siegels führt. In dem Vorhaben
wird also kein Ergebnis zertifiziert, sondern ein Prozess. (Mitteilung der Stadt Hanau)
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