Dienstag, 5. Februar 2013

Stadtteilmütter lamboy


Hanau (dk). Halstuch und weiße Tasche mit Aufdruck sind das Erkennungszeichen der „Stadtteilmütter,“ die im Rahmen eines Modellprojektes von Stadt und Land seit 2011 Ansprechpartner und Anlaufstelle bei wichtigen Alltagsfragen für die Mitbürger im Stadtteil Lamboy sind. Von August 2011 bis Dezember 2012 haben über 220 Familien dieses Angebot in Anspruch genommen, sagt Heike Lebzien, Koordinatorin und Begleiterin des Projekts beim Hanauer Verein „Sprungbrett.“ Tendenz steigend.
Denn im Stadtteil hat man längst registriert, dass Gülay Badem, Febbronia Vitale, Sevim Soydas, Sevim Yavuz und Ayse Eroglu sich Zeit für Gespräche nehmen. Um Problembereiche zu erkennen und zu verstehen, und dann an die für das jeweilige Anliegen richtige Stelle im Netzwerk der Hanauer Hilfsangebote weiterzuleiten.

Denn „wir beraten nicht, wir vermitteln nur weiter,“ sagt Febbronia Vitale. In einer halbjährigen Ausbildungsphase zu Beginn des Stadtteilmütterprojektes galt es für die damals elf Frauen verschiedener Nationalität denn auch zunächst einmal, die vielen Hilfs-,

Beratungs-, Bildungs- oder Kulturangebote selbst kennenzulernen. „Dabei haben wir selbst sehr viel gelernt,“ erinnert sich Gülay Badem. In den Stadtteil Lamboy hinein wirkten die „Stadtteilmütter“ zunächst mit Informationsständen bei allen möglichen Festen und Veranstaltungen. In Schulen und Kitas machten sie auf ihre Gesprächsangebote aufmerksam, und der Erfolg blieb nicht aus. Auch wenn der Anfang nicht unbedingt immer leicht gewesen ist. Das Misstrauen, etwas aufgeschwatzt zu bekommen, ist den „Stadtteilmüttern“ am Anfang schon ab und an begegnet. Doch das war einmal. Mittlerweile ist klar, dass die ehrenamtlich tätigen Frauen mit viel Einfühlungsvermögen wertvolle Tipps geben können. Oder gar ein wenig Sicherheit geben, wenn sie einen Klienten beim Ämtergang begleiten. Denn auch das gehört zum Selbstverständnis der „Stadtteilmütter.“ Ein wenig Anschieben, Hilfe zur Selbsthilfe leisten, die Orientierung für Ungeübte erleichtern. Dass die „Stadtteilmütter“ der Schweigepflicht unterliegen, fördert das Vertrauensverhltnis zusätzlich. In erster Linie resultiert das natürlich daraus, dass die Frauen im Lamboy leben, dazugehören, nicht Vertreterinnen von Institutionen sind, sondern eher Nachbarinnen, denen gegenüber man sich öffnen kann. Und den „Stadtteilmüttern“ sind die meisten Sorgen, die an sie herangetragen werden, nicht fremd. Sie gehören irgendwie auch zur jeweils eigenen Biografie, auch wenn alle fünf „Stadtteilmütter“ heute hervorragendes Deutsch sprechen und sich bestens in Stadtteil und Stadt auskennen. Und so wissen die „Stadtteilmütter,“ wo sie hinvermitteln müssen wenn es um die Frage von Freizeitaktivitäten für Kinder und Jugendliche geht, sie können weiterhelfen, wenn Nachhilfe angesagt ist, oder sie unterstützen beim Lichten des Ämterdschungels. Erleichtert den Frauen ihre Muttersprache oftmals die Verständigung, so mussten sie im vergangenen Jahr verstärkt deutsch-deutsche Kommunikation nutzen. Nicht nur beim Übersetzen von Amtsdeutsch in verstädnliches Deutsch. Denn die Zahl der Ratsuchenden aus Osteuropa hat stark zugenommen und verlangt nach der gemeinsamen Kommunikationsebene in Deutsch.

Einmal pro Woche trifft sich die fast familiäre und freundschaftlich verbundene Runde in den Räumen von „Sprungbrett“ in der Richard-Küch-Straße 4, um sich mit Heike Lebzien und Meryem Tasan auszutauschen. Immer wieder kommen bei diesen Treffen auch neue Anrgeungen auf den Tisch, mit denen die Angebote im Stadtteil besser auf die Bedürfnisse der Familien angepasst werden können. In den Räumen des Vereins können auch die gewünschten Gespräche stattfinden. Zu erreichen sind die „Stadtteilmütter“ über die eigene Handynummer 01602176918 montags bis freitags von 8.30 Uhr bis 17 Uhr.

Ende 2013 läuft die Finanzierung des Modellprojektes aus. Ob und wie es dann weitergeht, ist nicht klar. Weitermachen möchten die „Stadtteilmütter“ aber auf jeden Fall, nachdem sie sich in ihrem Lebensumfeld Vertrauen und Achtung erarbeitet haben und zu recht auch stolz sind auf ihre Arbeit, die bereits vielen Familien im Lamboy das Leben erleichtert hat und sie etwas mehr hier hat ankommen lassen.

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