Hanau (dk). Langsam aber stetig wächst „Die Partei,“ die vor
einigen Jahren von Redakteuren des Satire-Magazins „Titanic“ gegründet worden
ist. Der noch junge Kreisverband Main-Kinzig hat am vergangenen Freitag im
Hanauer Lokal „Brückenkopf“ zum Frontalangriff auf die etablierten Parteien
geblasen und will ihnen bei den anstehenden Landtags- und Bundestagswahlen im
Herbst die Direktmandate streitig machen. Die Kandidaten dafür sind im
überschaubaren Mitgliederkreis bei Bier und Jägerschnitzel jedenfalls nach
demokratischen Brauchtum in geheimer Wahl bestimmt worden. Einstimmig allesamt,
und alle mit ambintionierten programmatischen Vorstellungen, die durchaus in
die derzeitige fünfte Jahreszeit passen, aber auch nach dem Aschermittwoch noch
vehement vertreten werden.
Nachdem Jan Steffen, Geschäftführer des Landesverbandes
Hessen, mit dem Bembel die Stimmzettel eingesammelt und ausgezählt hatte, stand
der Kreisvorsitzende Benedikt Polzer als Direktkandidat für den Bundestag fest.
Hurra-Rufe und Applaus begleiteten den Wahlkämpfer in seine neue Aufgabe. „Ich
bin ein Mann des Volkes,“ verkündete Polzer siegessicher, und eine Debatte über
die Abgeordnetenentlohnung werde es bei ihm nicht geben. Denn „mit einem
Abgeordnetengehalt werde ich schon über die Runden kommen,“ ist sich Polzer
sicher. Und wenn er sich dann an den Berliner Fleischtöpfen bedienen kann,
werde er „Hanau nicht ganz vergessen.“ Hurra-Rufe und Applaus auch für Hans
Georg Kraus, den einstimmig gewählten Landtagskandidaten für den Wahlkreis 40,
Main-Kinzig 1. Der Kandidat mit einer durchaus seriösen politischen
Vergangenheit bei der Langenselbolder SPD wird dafür sorgen, dass der
Langenselbolder Segelflugplatz nach dem Vorbild von Frankfurt Hahn in der Eifel
ausgebaut wird. Damit Fürsten, Grafen und gekrönte Häupter zuhauf mit ihren
Privatmaschinen einschweben können. Denn der Main-Kinzig-Kreis soll zum
Fürstentum ernannt und zur Steueroase nach dem Beispiel von Liechtenstein oder
Luxemburg umorganisiert werden. David Schäfer, politsich noch unbeleckt, könnte
für den Wahkreis 41, zu dem auch die Stadt Hanau selbst gehört, ins
Landesparlament einziehen. Klappt das, dann ist Schluß mit dem Geschäftszentrum
am Freiheitsplatz. Stattdessen soll es eine „Ehrensäule für mich dort geben.“
Sowas hören die Mitglieder gerne, die Stimmung im Saal ist auf dem Höhepunkt,
und auch Thomas Hintner, Generalsekretär der Bundespartei, signalisierte
Zustimmung. „Politiki kann auch Spaß machen,“ meinte Nico Wehnemann vom
Vorstand der Partei in Nordrhein Westfalen, bevor die rund 15 Mitglieder mit
der Parteihymne den offiziellen Teil des Kreisparteitages beendeten. „Die
Partei hat immer Recht,“ heißt es da. Hört sich zunächst totalitär an. Ist es
aber nicht, da die Mitglieder die Partei sind, und die Mitglieder haben eben
immer Recht. Und so steht der Nichtraucherschutz gleichberechtigt neben der
Forderung nach dem Rauchverbotsverbot, bei der Partei „der extremen Mitte“ ist
eben alles möglich.
Bei allem Absurden und bei allem Spaß, Direktkandidat Hans
Georg Kraus formuliert auch ernsthafte Anliegen. Und die, so sagt er, würde er
gerne im Parlament zur Sprache bringen. Es ließen sich Themenbereiche anpacken
die für die etablierten „Spaßparteien“ eben keine seien. „Da lässt sich einiges
machen.“ Dass genügend Wähler ihr Kreuz bei der „Partei für Arbeit,
Rechtsstaat, Tierschutz, Eliteförderung und basisdemokratische Initiative“
machen, da ist sich das nordheinwestfälische Vorstandsmitglied Nico Wehnemann
sicher. Die Partei habe schließlich rund 60 Prozent der Wähler im Blick. All
jene, die aus Verdrossenheit nicht zur Urne gehen. „Die wollen wir ansprechen.“
Besser ein Kreuzchen für die Partei, als garnicht wählen gehen. Und ab einem
Prozent der Wählerstimmen gibt es dann ja auch Geld. Ein wichtiger Schritt auf
dem Weg zu den „Fleischtöpfen“ in Bund und Land, zu denen es die Kandidaten der
Partei offen und unwiederstehlich zieht.
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