Sonntag, 10. Februar 2013

KreisPARTEItag


Hanau (dk). Langsam aber stetig wächst „Die Partei,“ die vor einigen Jahren von Redakteuren des Satire-Magazins „Titanic“ gegründet worden ist. Der noch junge Kreisverband Main-Kinzig hat am vergangenen Freitag im Hanauer Lokal „Brückenkopf“ zum Frontalangriff auf die etablierten Parteien geblasen und will ihnen bei den anstehenden Landtags- und Bundestagswahlen im Herbst die Direktmandate streitig machen. Die Kandidaten dafür sind im überschaubaren Mitgliederkreis bei Bier und Jägerschnitzel jedenfalls nach demokratischen Brauchtum in geheimer Wahl bestimmt worden. Einstimmig allesamt, und alle mit ambintionierten programmatischen Vorstellungen, die durchaus in die derzeitige fünfte Jahreszeit passen, aber auch nach dem Aschermittwoch noch vehement vertreten werden.

Nachdem Jan Steffen, Geschäftführer des Landesverbandes Hessen, mit dem Bembel die Stimmzettel eingesammelt und ausgezählt hatte, stand der Kreisvorsitzende Benedikt Polzer als Direktkandidat für den Bundestag fest. Hurra-Rufe und Applaus begleiteten den Wahlkämpfer in seine neue Aufgabe. „Ich bin ein Mann des Volkes,“ verkündete Polzer siegessicher, und eine Debatte über die Abgeordnetenentlohnung werde es bei ihm nicht geben. Denn „mit einem Abgeordnetengehalt werde ich schon über die Runden kommen,“ ist sich Polzer sicher. Und wenn er sich dann an den Berliner Fleischtöpfen bedienen kann, werde er „Hanau nicht ganz vergessen.“ Hurra-Rufe und Applaus auch für Hans Georg Kraus, den einstimmig gewählten Landtagskandidaten für den Wahlkreis 40, Main-Kinzig 1. Der Kandidat mit einer durchaus seriösen politischen Vergangenheit bei der Langenselbolder SPD wird dafür sorgen, dass der Langenselbolder Segelflugplatz nach dem Vorbild von Frankfurt Hahn in der Eifel ausgebaut wird. Damit Fürsten, Grafen und gekrönte Häupter zuhauf mit ihren Privatmaschinen einschweben können. Denn der Main-Kinzig-Kreis soll zum Fürstentum ernannt und zur Steueroase nach dem Beispiel von Liechtenstein oder Luxemburg umorganisiert werden. David Schäfer, politsich noch unbeleckt, könnte für den Wahkreis 41, zu dem auch die Stadt Hanau selbst gehört, ins Landesparlament einziehen. Klappt das, dann ist Schluß mit dem Geschäftszentrum am Freiheitsplatz. Stattdessen soll es eine „Ehrensäule für mich dort geben.“ Sowas hören die Mitglieder gerne, die Stimmung im Saal ist auf dem Höhepunkt, und auch Thomas Hintner, Generalsekretär der Bundespartei, signalisierte Zustimmung. „Politiki kann auch Spaß machen,“ meinte Nico Wehnemann vom Vorstand der Partei in Nordrhein Westfalen, bevor die rund 15 Mitglieder mit der Parteihymne den offiziellen Teil des Kreisparteitages beendeten. „Die Partei hat immer Recht,“ heißt es da. Hört sich zunächst totalitär an. Ist es aber nicht, da die Mitglieder die Partei sind, und die Mitglieder haben eben immer Recht. Und so steht der Nichtraucherschutz gleichberechtigt neben der Forderung nach dem Rauchverbotsverbot, bei der Partei „der extremen Mitte“ ist eben alles möglich.

Bei allem Absurden und bei allem Spaß, Direktkandidat Hans Georg Kraus formuliert auch ernsthafte Anliegen. Und die, so sagt er, würde er gerne im Parlament zur Sprache bringen. Es ließen sich Themenbereiche anpacken die für die etablierten „Spaßparteien“ eben keine seien. „Da lässt sich einiges machen.“ Dass genügend Wähler ihr Kreuz bei der „Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Eliteförderung und basisdemokratische Initiative“ machen, da ist sich das nordheinwestfälische Vorstandsmitglied Nico Wehnemann sicher. Die Partei habe schließlich rund 60 Prozent der Wähler im Blick. All jene, die aus Verdrossenheit nicht zur Urne gehen. „Die wollen wir ansprechen.“ Besser ein Kreuzchen für die Partei, als garnicht wählen gehen. Und ab einem Prozent der Wählerstimmen gibt es dann ja auch Geld. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu den „Fleischtöpfen“ in Bund und Land, zu denen es die Kandidaten der Partei offen und unwiederstehlich zieht.

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